Hühnerfautei |
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Der Begriff Hühnervogt (=Hühnerfaut) bezeichnet eine hoch angesehene Beamtenposition des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die besonders in Süddeutschland häufig vorkam. Dem Inhaber einer solchen Stellung kam es im allgemeinen zu, für den Grundherrn die Abgaben von Bauern und Leibeigenen einzusammeln. Der Titel erklärt sich dadurch, daß die Abgaben häufig in Form von Hühnern an den Grundherrn entrichtet wurden. Vom Huhn waren Eier, Federn und Fleisch verwertbar, was es zu einem beliebten Nutztier machte. Darüber hinaus konnte sich jeder Leibeigene ohne größeren Aufwand Hühner halten, so daß es sich bei der Hühnerabgabe um eine für jeden zumutbare Abgabenform handelte. Der Hühnefaut hatte für seinen Herrn die Hühner einzusammeln. Die Schönauer Hühnerfautei diente in der frühen Neuzeit einem Hühnerfaut als Amtssitz, der im Gebiet der Pflege Schönau die Hühnerabgabe an den pfälzischen Kurfürsten organisierte. Das Anwesen wird jedoch erst seit dem 19. Jahrhundert Hühnerfautei genannt. Zuvor nannte man es "Hinkelhaus" (Hinkel =volkssprachlich für Huhn). Das Gebäude, bei dem es sich um einen baulichen Überrest des Schönauer Zisterzienserklosters handelt, wurde 1251 errichtet. Bis zum Dachansatz ist es weitgehend im Originalzustand erhalten. Darüber, wie die spätere Hühnerfautei in klösterlichem Kontext genutzt worden war, geben die Schriftquellen keine Auskunft. Der Zuschnitt des Gebäudes legt jedoch nahe, daß es eine herausragende Stellung innerhalb des Klosterkomplexes einnahm. Es handelt sich um eines der wenigen in Baden-Württemberg erhaltenen Baudenkmäler der Romanik. Literatur Andermann,
Kurt. "Der Hühnervogt", in: Kloster und Hühnerfautei
Schönau, hg. v. Jörg Kreutz und Berno Müller. Heidelberg,
2002. S. 131-137. |
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz |