Konrad
Celtis |
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(1)
Doctorum Vigili grate sodalium (2)
Spernis divitias, candide, sordidas (3)
Stant montes gemino vertice sidera (4)
Cheruscos alius sed petit arduo (5)
Quo tectum, memini, tempora trivimus (6)
Nunc vatum placidi carmina legimus, (7)
Dum nox stelligeram protulit aream, (8)
Quae numquam Oceano conditur ultimo (9)
Hinc Bacchi madidis cymbia poculis (10)
Hic flexu volucri saltibus incitus (11)
Alter cornigeri pocla Thyonei (12)
Faunos, Capripedes et Satyros leves (13)
Nec desunt Veneris gaudia fervidis (14)
O quam grata mihi tempora fluxerant, |
Seid
willkommen, Vigil, in der Gelehrten Kreis Reichtum,
schmutzigen, hast, Reiner Du, stets verschmäht. Stehn
zwei Berge gepaart: bis an die Sterne rührt Doch
der andere Berg strebt den Cheruskern zu, Wo
wir beide studiert, gerne noch denk ich dran, Friedlich
lasen wir nun weisender Dichter Sang, Wenn
geweitet die Nacht sternreich den Himmelstraum, Welcher
nie sich verbirgt weltfern im Ozean, Doch
im kleinen Pokal perlte des Bacchus Trank Einer
stählte den Leib, wenn er begeistert die Faune,
Bockfußgeschlecht, Satyrn, die flinken, auch, Dann
im heißen Versteck oder im Schlafgemach Ach,
entflogen wie schnell ist die vergnügte Zeit, |
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Die
obenstehende Ode ist Johannes Vigilius gewidmet, der 1484/85 zusammmen
mit Celtis in Heidelberg studiert hatte. 1495/96 hielt sich Celtis erneut
in Heidelberg auf und gründete hier die Sodalitas
Litteraria Rhenana, der u. a. auch Johannes Vigilius beitrat. Mit
dieser Ode heißt Celtis den alten Studienfreund in der neugegründeten,
humanistischen Gelehrten-gemeinschaft willkommen. Im Mittelpunkt des
Gedichts steht die Erinnerung an die gemeinsam in Heidelberg verbrachte
Studentenzeit (z. B. "Quo tectum,
memini, tempora trivimus/ Diversis studiis, nunc Latios libros,/ Graios
et Solymos, nunc Ciceronias/ Artes contulimus bonas", Strophe 5)
und
die damit verbundene lobende Beschreibung der Stadt. Mit der Formulierung
"Stant montes gemino" (Strophe 3) nimmt Celtis auf die Lage
Heidelbergs zwischen dem Heiligenberg und dem Königsstuhl Bezug.
Mit den Worten "Gestans nubigeris delubra turribus/ Proscis condita
saeculis" (Strophe 3) geht Celtis im folgenden näher auf den
Heiligenberg ein, und mit "Cheruscos
alius sed petit arduo/ Cornu celsa levans principis atria" (Strophe
4) nimmt er auf den
Königsstuhl Bezug, an dessen Hang sich das Heidelberger Schloß
befindet. Literatur
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz Zurück zur Startseite --- Zurück zu "Heidelberg in der Dichtung"
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