Carl Philipp
Fohr (1795-1818) war in Heidelberg
geboren. Sein Vater, der wallonischer Abstam-
mung war, war in Ladenburg als Schullehrer
tätig.
Fohr wurde von Georg Wilhelm Issel
aus
Darmstadt entdeckt, der den fünfzehnjährigen
Jungen
zeichnend bei Stift
Neuburg fand, sein
Talent
erkannt und ihn mit nach Darmstadt
nahm, um
für seine Ausbildung zu sorgen. Als
illegitimer
Sohn des ersten Großherzogs von
Hessen verfügte Issel über einen gewissen
Einfluß am
Darmstädter Hof. Für den jungen
Fohr war er
daher nicht nur Lehrer, sondern
auch Mäzen:
er gewann Fohr die Erbprinzessin
als Gönnerin.
Währenddessen machte der
Historiker Dieffenbach Fohr mit dem deutschen
Sagenschatz und
insbesondere mit dem
Nibelungenlied vertraut.
Die Mythen fanden
Eingang in Fohrs Malerei,
die damit der für die
Romantik typischen Begeisterung für das Mittelalter Ausdruck verlieh.
Issel, der kein
Romantiker war, sondern bereits
den Malstil
des Realismus antizipierte, wandte
sich
angesichts dieser Entwicklung von seinem
Schützling ab. Dessen ungeachtet schickte die
Erbprinzessin Fohr an die Münchner Akademie,
wo dieser sein Studium der Malerei fortsetzte.
In München schloß Fohr Freundschaft mit Sigis-
mund Ruhl, einem hochgebildeten Künstler aus
Kassel, der ebenfalls dem Sagenschatz des
deutschen Mittelalters erlegen war. Zusammen
malten beide Motive aus dem mittelalterlichen
Sagengut (Nibelungenlied, Melusine usw.). Fohr
und Ruhl gerieten mit dem Akademiedirektor
Langer in Konflikt und mußten München 1815
verlassen. 1816 war Fohr wieder in Heidelberg,
wo er sich an der Burschenschaftsbewegung
beteiligte und sich dem in der Studentenschaft
verbreiteten Protest gegen Monarchie und
Deutschen Bund anschloß. Im September des
selben Jahres brach Fohr zu Fuß nach Italien auf,
wo er seine Studien fortzusetzen gedachte.
Durch die Wanderschaft mit seinem treuen Hund
Grimsel lebte er das Ideal des romantischen
Wanderlebens. Als er im November in Rom ein-
traf, lebte er zunächst mit Ruhl zusammen, der
ihn dorthin gezogen hatte. Schließlich kam es
jedoch zu einem Zerwürfnis zwischen Fohr und
Ruhl. Die Freundschaft der beiden Männer endete
mit einem Duell, das jedoch beide überlebten.
Wie aus einem Schreiben, das Fohr an seine
Eltern richtete, hervorgeht, wollte er 1818 nach
Heidelberg zurückkehren. Drei Tage nachdem er
den Brief verfaßt hatte, ertrank Fohr, als er sich
abends beim Baden von der Arbeit erholen wollte.
Literatur
Dirkmann, Sigrid. Carl Philipp Fohr (1795-1818). Studien zu den Landschaften.
Frankfurt am Main, 1993.
Jensen, Jens C. Carl Philipp Fohr in Heidelberg und im Neckartal. Landschaften
und Bildnisse. Karlsruhe, 1968.
Märker, Peter und Glüber, Wolfgang (Hg.). Carl
Philipp Fohr. Romantik - Landschaft und Historie. Katalog der Zeichnungen
und Aquarelle im Hessischen Landesmuseum Darmstadt und Gemälde aus Privatbesitz.
Darmstadt, 1995.
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Carl Philipp
Fohr
Bildquelle: Märker, Peter (Bearbeiter). Carl
Philipp Fohr. Romantik - Landschaft und
Historie. Katalog der Zeichnungen und
Aquarelle im Hessischen Landesmuseum
Darmstadt und Gemälde aus Privatbesitz.
Heidelberg, 1995. S. 2.
Selbstbildnis
des Künstlers
Bildquelle: Carl Philipp Fohr, 1795-1818.
Skizzenbuch der Neckargegend. Badisches
Skizzenbuch. (Katalog zur Ausstellung des
Kurpfälzischen Museums 6.10. - 24.12.1968).
S. 4.
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