Stift
Neuburg liegt nicht auf dem Heiligenberg, befindet sich aber in dessen
unmittelbarer Nähe und gehört in den kirchengeschichtlichen
Kontext der Klostergründungen auf dem Heiligenberg. So handelt es
sich bei Stift Neuburg, genau wie beim Michaelkloster, um einen Ableger
des Klosters
Lorsch. Abt Diemo entsandte 1130 die ersten Mönche nach Neuburg.
Es handelte sich bei
Stift Neuburg um die letzte Klostergründung, die von der Benediktinerabtei
Lorsch ausging, bevor sie 1232 in eine Prämonstratenserabtei umgewandelt
wurde. Stift Neuburg entwickelte sich nicht so gut, wie man es sich erhofft
hatte. 1195 wurde das Kloster auf Veranlassung des Pfalzgrafen Konrad
von Staufen in ein Frauenkloster umgewandelt. Aber auch dieser Schritt
führte zu keiner Blüte des klösterlichen Lebens. Vor allem
in wirtschaftlicher Hinsicht blieb die Lage prekär.
Mit dem Übergang des Klosters Lorsch an die Prämonstratenser,
ging das Kloster an den Bischof von Mainz über und fiel dann an das
Hochstift von Worms, zu dessen Diözese Neuburg bis 1806 gehörte.
In Worms begünstigte man die Reform von Citaux. Neuburg wurde daher
in den Zisterzienserorden eingegliedert. Um 1303 werden die Nonnen erstmals
Zisterzienserinnen genannt. Der Übertritt führte zu einem Aufschwung
des klösterlichen Lebens. Eine rege Bautätigkeit setzte ein.
Auf Veranlassung Kurfürst
Friedrichs des Siegreichen kehrte das Kloster um 1460 in den Benediktinerorden
zurück.
Zur Zeit
der Reformation
war Brigitta, eine Cousine des Kurfürsten Ottheinrich, Äbtissin
in Neuburg. Zunächst gestattete sie dem Kurfürsten die Verkündigung
der lutherischen Lehre in ihrem Kloster. Dies führte 1562 zur offiziellen
Aufhebung des Klosters.
1706 übergab
Kurfürst Johann
Wilhelm die ehemalige Abtei den Jesuiten,
die sich um Restaurierung und Ausbau des Klosters sehr verdient machten.
1773 wurde der Jesuitenorden vom Papst aufgehoben. Das Kloster wurde daraufhin
veräußert und wechselte im folgenden häufig seinen Besitzer.
ABSTAND
Im Jahre 1825 erwarb der Kaiserliche Rat Johann Friedrich Heinrich Schlosser
aus Frankfurt das Anwesen. Schlosser war ein Schwiegerneffe und Freund
Goethes. In der ehemaligen Klosteranlage entstand im folgenden ein regelrechter
Goethe-Kult: hier sammelte man Briefe, Manuskripte, Erstausgaben und alles
was sonst noch mit Goethes Leben zusammenhing. Ferner war Goethes Geliebte
Marianne
von Willemer oft und lange zu Gast auf Stift Neuburg. Vor allem aber
wurde das ehemalige Kloster zum Zentrum der Heidelberger
Romantik. So entwickelte sich der mittelalterliche Gebäudekomplex
zum Treffpunkt bedeutender Repräsentanten der romantischen Bewegung.
U. a. Joseph Görres, Clemens Brentano, Ludwig Tieck und die Brüder
Schlegel waren hier zu Gast. Von den Malern pflegte vor allem Ernst
Fries einen intensiven Kontakt zu Schlosser. Außer den Dichtern
und Künstlern der Romantik fanden sich auch viele geistliche Würdenträger
ein, vor allem seit Schlossers Tod im Jahre 1851, da nun seine in Glaubensfragen
strengere Gattin, Sophie, den Ton angab. Nach Sophie Schlossers Tod ging
das Stift 1865 an die verwandte Familie von Bernus über, welche den
Bestand der Sammlungen wahrte und mehrte.
Schließlich
ging das Kloster 1926, durch
Verkauf, wieder in den Besitz des Benediktinerordens über, der es
anfangs besessen hatte.
|
Die Klosterkirche
Das Eingangsportal
der Klosterkirche
Die Wappen stammen aus dem Kreuzgang des Wormser Domes
Kupferstich
von Matthäus Merian (1645)
Bildquelle: Heeremann, Franziskus. "Stift Neuburg", in:
Heidelberg. Geschichte und Gestalt, hg. v. Elmar Mittler. Heidelberg,
1996. S. 238.
Eine von
sechs Lithographien in denen Ernst Fries Stift Neuburg darstellte
Bildquelle: Heeremann, Franziskus. "Stift Neuburg", in:
Heidelberg. Geschichte und Gestalt, hg. v. Elmar Mittler. Heidelberg,
1996. S. 238.
|
Literatur
Berger,
Thomas. "Fritz Schlosser und Stift Neuburg bei Heidelberg",
in: Goethekult und katholische Romantik. Fritz Schlosser (1780 - 1851),
hg. v. Helmut Hinkel und Thomas Berger. Mainz, 2002. S. 130-158.
Dammann, Oswald. "Johann
Friedrich Schlosser auf Stift Neuburg und sein Kreis", in: Neue
Heidelberger Jahrbücher, 1934. S. 1-128.
Erhard, Arno. "Kloster Neuburg und die Familie von Fleckenstein",
in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, Bd. 9, 2004/05.
S. 163-167.
Heeremann,
Franziskus. "Stift Neuburg", in: Heidelberg. Geschichte und
Gestalt, hg. v. Elmar Mittler. Heidelberg, 1996. S. 236-241.
Ohlmeyer, Albert. "Die Benediktinerabtei Neuburg. Das einzige
noch bestehende Tochterkloster von Lorsch", in: Beiträge
zur Geschichte des Klosters Lorsch (=Geschichtsblätter Kreis
Bergstraße, Sonderband 4), bearbeitet von Paul Schnitzer. Lorsch,
1978. S. 205-212.
Mushake,
Alexander L. M. Stift Neuburg. Trautheim über Darmstadt, 1956.
Silib, Rudolf. Stift Neuburg bei Heidelberg. Seine Geschichte
und Urkunden. Heidelberg, 1903.
|