Deutschordenshaus

Der spätere Deutsche Orden wurde 1190 auf dem dritten Kreuzzug durch Lübecker und Bremer Bürger als deutsche Hospitalgesellschaft vor Akkon im heiligen Land gegründet. Die Hospitalgesellschaft diente der medizinischen Versorgung christlicher Ritter, die im Kampf gegen die Palästinenser verwundet worden waren. Die Mitglieder des Deutschen Ordens verspürten jedoch bald auch Lust, in das Kampfgeschehen einzugreifen. So bat man den Papst in einer Bittschrift, sich am Kampf gegen die Palästinenser beteiligen zu dürfen. Der Papst genehmigte dies. Die Hospitalgesellschaft war damit in einen Ritterorden umgewandelt worden. Da eine Reihe prominenter Adliger den Orden nicht nur förderten, sondern ihm auch beitraten, wuchs ihm auch außerhalb des heiligen Landes rasch ein zwar verstreuter, jedoch beträchtlicher Besitz zu - vor allem in Deutschland. Obwohl seinen Normen zufolge nicht auf deutsche Mitglieder beschränkt, war er, von Ausnahmen abgesehen, doch von Anfang an ein 'deutscher' Ritterorden. Sein Name lautete in abgekürzter Form schon früh "Ordo Theutonicorum" oder ähnlich. Offiziell hat sich der Orden im Mittelalter jedoch niemals als deutscher Ritterorden bezeichnet.

Mit der Stadt Weinheim verbindet den Deutschen Orden vor allem die Tatsache, daß 1283 mit Burkart von Swende ein Weinheimer Adliger Hochmeister des Deutschen Ordens wurde. 1308 wurde dem Deutschen Orden in Weinheim das Grundstück zwischen Amtsgasse und Schlossergasse zugewiesen. Der Pfalzgraf sorgte 1310 für eine Erweiterung um die angrenzenden Hofstücke. Ein repräsentativer Gebäudekomplex wurde errichtet. Im Zentrum stand die 1350 errichtete Deutschordenskapelle. Umbauten und Erweiterungen des Gesamtkomplexes konnten über die Jahrhunderte hinweg der Entwicklung der Weinheimer Deutschordens-Kommende zur bedeutsamen Kammerkommende Rechnung tragen. Im Jahre 1710 gab Pfalzgraf Franz Ludwig, Bruder von Kurfürst Johann Wilhelm und Hochmeister des Deutschen Ordens, den Auftrag zum Abriß der Randgebäude, an deren Stelle er den bis heute erhaltenen und rechts abgebildeten Barockbau errichten ließ. Als Architekt fungierte Johann Adam Breuning. Es gab damals Überlegungen, auch die Kapelle umzugestalten und sie stilistisch an das neue Hauptgebäude anzugleichen. Es sind verschiedene Entwürfe zur Barockisierung des gotischen Kirchenbaus erhalten. Mit der Aufhebung des Deutschen Ordens im Jahre 1809 durch Napoleon ging das Areal in den Besitz des Großherzogtums Baden über. Noch im selben Jahr wurde die Kapelle auf Abbruch versteigert und das Inventar (Altar, Stühle u.a.) verkauft. Einen Teil des Abbruchmaterials verwendete die lutheranische Gemeinde in Lützelsachsen zum Bau ihrer Kirche (heute Haus Wintergasse 77). Das erhaltene Deutschordenshaus wird heute als Heimatmuseum genutzt.







Literatur

Brommer, Hermann. "'Helfen, Heilen und Wehren': Der 800-jährige Deutsche Orden und das Meistertum", in: Unser Museum, Bd. 6, 1995. S. 7-15.
Marhenkel, Horst. "Das Areal des Deutschen Ordens in der Amtsgasse 2, eine Verpflichtung für das Weinheimer Museum", in: Unser Museum, Bd. 3, 1992. S. 9-15.
Wagner
, Silvia. "Die ehemalige Deutschordenskapelle in Weinheim (Amtshausplatz)", in: Unser Museum, Bd. 10, 1999. S. 16-20.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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