V. Die Kurpfalz im und nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) ABSTAND |
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Die Linie Pfalz-Neuburg war im 16. Jh. von Ottheinrich begründet worden, der das neuburgische Territorium zum Protestantismus geführt hatte. Im 17. Jh. konvertierte Pfalz-Neuburg zum Katholizismus, um hierdurch, im Streit um das Erbe der Fürstentümer Jülich, Klewe und Berg, den Kaiser für sich gewinnen zu können. Pfalz-Neuburg hatte mit dieser Strategie Erfolg, so daß sich der Hauptsitz der Linie von Neuburg nach Düsseldorf verlagerte. Als Pfalz-Neuburg nun von Düsseldorf aus auf das pfälzische Kernland Zugriff nahm, wurde in der bisher kalvinistischen Kurpfalz die Gegenreformation eingeführt. Da dies gegen den Westfälischen Frieden (1648) verstieß, bedurfte die Einführung der Gegenreformation in der Kurpfalz einer juristischen Rechtfertigung. Als der Pfälzische Erbfolgekrieg 1697 mit dem Frieden von Rijswijk endete, wurde ein Friedensvertrag formuliert, der eine solche Rechtfertigung hergab. So ließ Kurfürst Johann Wilhelm in geheimer Absprache mit den Franzosen in Artikel 4 des Friedensvertrags einen Zusatz verankern, nach dem die Rückgabe der französisch besetzten Gebiete unter der Bedingung erfolge, daß dort der Katholizismus erhalten bliebe (=Rijswijker Klausel). Kurfürst Johann Wilhelm konnte daher im folgenden argumentieren, daß die Gegenreformation in der Kurpfalz erforderlich sei, da Frankreich das Territorium nur unter der Bedingung der Beibehaltung des Katholizismus zurückgegeben habe. Während der französischen
Besetzung der Kurpfalz waren viele Professoren aus Heidelberg geflohen.
Obwohl die Universität offiziell nicht verlegt worden war, richtete
Johann Friedrich Fabricius (1632-1696), der in Heidelberg eine Professur
für Theologie innehatte, in Frankfurt a. M. eine Auffangstelle für
flüchtige Heidelberger Professoren |
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Der
Wiederaufbau Heidelbergs nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg Kurfürst Johann Wilhelm nahm den Wiederaufbau Heidelbergs nach dem Pfälzischen Erbfolgekrieg - von Düsseldorf aus - mit großem Ehrgeiz in Angriff. Das wichtigste Bauvorhaben seiner Regierungszeit war das Heidelberger Rathaus. Der Nachfolger Johann Wilhelms war Karl Philipp (Kurfürst 1716-1742). Unter ihm kehrte 1718 der kurpfälzische Hofstaat nach Heidelberg zurück. (Das Haus Pfalz-Neuburg verlagerte seinen Schwerpunkt damit in die ererbte Kurpfalz, die - verglichen mit der Düsseldorfer Heimat dieser Seitenlinie - die bessere Macht- und Herrschaftsbasis bot.) Erst unter Karl Philipp wurde daher damit begonnen, das Heidelberger Schloß - nach den Zerstörungen des Pfälzischen Erbfolgekriegs - wieder bewohnbar zu machen. 1719 verlegte Karl Philipp die kurpfälzische Residenz jedoch nach Mannheim (bzw. zunächst übergangsweise nach Schwetzingen) und hatte von da an kein Interesse mehr an der Restaurierung der Heidelberger Schloßruine. Mit dem Übergang der Kurwürde an die katholische Seitenlinie der pfälzischen Wittelsbacher, erhielt der Jesuitenorden die Chance, dauerhaft in Heidelberg Fuß zu fassen. Bereits als die Kurpfalz während des Dreißigjährigen Krieges durch Maximilian I. von Bayern besetzt war, waren die Jesuiten in der Stadt gewesen. Mit der Befreiung Heidelbergs durch Gustav II. Adolf von Schweden waren die Jesuiten dann jedoch wieder vertrieben worden. Als erster Kurfürst der katholischen Seitenlinie der pfälzischen Wittelsbacher, richtete Johann Wilhelm ein Jesuitenkolleg in Heidelberg ein, das im folgenden von Karl Philipp weiter gefördert wurde. Die Jesuiten errichteten im folgenden diverse weitere prachtvolle Braockbauten in Heidelberg, zu denen vor allem die Jesuitenkirche, das Jesuitengymnasium und das Carolinum zählten. Durch diese und andere Bauten entstand das Jesuitenviertel der Heidelberger Altstadt. |
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Mit diesen Baumeistern
kam der Barock in die Kurpfalz. Die Blüte, die der Barock nun in
Heidelberg erlebte, hängt mit dem Konfessionswechsel zusammen, zu
dem es mit der Nachfolge des Hauses Pfalz-Neuburg kam. Der Barock war
der Baustil der Gegenreformation. Mit seinen mannigfaltigen Schnörkeln
und Zierelementen wurde er als Gegenprogramm zur programmatischen Schlichtheit
der kalvinistischen Architektur entworfen. Als Beispiel für den Baustil
kalvinistischer Prägung findet sich in Heidelberg das Reformierten
Spital, dessen Fassade betont schmucklos gehalten ist. Der barocke
Baustil setzt sich hiervon jedoch nicht nur durch die extensive Verwendung
von Zierelementen, sondern auch durch das Bildprogramm der Bauwerke ab.
So sind an den Außenwänden diverser Heidelberger Barockpalais
Madonnenfiguren angebracht. Als Beispiel mögen hier Haus
Lörinck und Haus
Meder dienen. Ferner kommt der durch den Barockstil artikulierte gegenreformatorische
Ehrgeiz des Hauses Pfalz-Neuburg auch im Muttergottesbrunnen
auf dem Heidelberger Kornmarkt zum Ausdruck. Vom lutherischen Protestantismus
wurde der barocke Baustil übernommen. So weist auch die Providenzkirche,
als die lutherische Kirche Heidelbergs, barocke Gestaltungsmerkmale auf.
Insbesondere in der Kurpfalz war der unmittelbare Gegner, mit dem sich
die Gegenreformation auseinanderzusetzen hatte, weniger der lutherische
Protestantismus, sondern vielmehr der Kalvinismus, der bis 1688 Konfession
der Kurpfalz gewesen war. Creese,
Anna E. S. The Letters of Elisabeth, Princess Palatine: A Seventeenth
Century Correspondence, Dissertation. Princeton, 1993.
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz |