Im 18. Jh. gab es in Heidelberg keinen Gedanken an ein eigenes Theater.
Viel zu groß war der Schatten, den das Mannheimer
Nationaltheater warf. Daß durchziehende Wandergruppen die Anfänge
des Heidelberger Theaterlebens im 19. Jh. kennzeichneten, erfahren wir
lediglich aus einem Theaterverbot der Universität. 1806 erwirkte
der Jurist Justus Anton Friedrich Thibaut - bekannt als Musikliebhaber
zugleich aber auch als Befürworter von Ordnung und Disziplin - ein
allgemeines Theaterverbot. In einem Regierungsbeschluß vom 16. Mai
1806 heißt es "daß innerhalb eines Umkreises von 2 bis
3 Stunden um Heidelberg herum, ohne specielle höchste Erlaubnis keine
Schau-, Possen-, Marionettenspiele, theatralische Tänze und dergleichen
stattfinden sollen". Wie sich hieraus ersehen läßt, beschränkte
sich das Heidelberger Theaterleben, während das künstlerisch
anspruchsvolle Theater in Mannheim stattfand, auf Darbietungen zur Unterhaltung
der einfachen Bevölkerung, die von der badischen Regierung nicht
erwünscht waren. Das Theaterverbot hielt ca. 30 Jahre und wurde schließlich
durch das Aufbegehren der Heidelberger Bürger und Studentenschaft
überwunden. Der Schauspieler Karli erhielt 1830 die Erlaubnis, in
den Universitätsherbstferien drei Vorstellungen ohne Kostüme
und ohne Dekoration zu bieten. 1833 wurde er allerdings aus der Stadt
verwiesen "weil er sich gegen das Verbot erlaubt hatte, vollständige
Lustspiele aufzuführen, in denen die anwesenden Studenten sich mannigfacher
Unanständigkeiten u. besonders gegen das weibliche Geschlecht erlaubt
hatten". Im April 1836 bemühte sich der Theaterunternehmer J.A.
Clef um eine Schauspielkonzession für Heidelberg. Der Antragsweg
war mühselig, aber letztlich waren die Bemühungen von Erfolg
gekrönt. Am 1. Oktober 1837 erhielt das Heidelberger Theater seine
Geburtsurkunde. Das Mannheimer Nationaltheater protestierte aus Angst
vor Publikumsverlusten gegen die Heidelberger Theatergründung. Die
Kreisregierung redete sich damit heraus, es handle sich nicht um eine
ständige Einrichtung. 1837-1853 war der Gasthof Prinz Max (Marstallstraße
6) Spielstätte des Heidelberger Theaters. 1853 wurde die Theaterstraße
angelegt, deren erstes Gebäude eben das Heidelberger Stadttheater
war. Unter der Leitung von Bezirksbaumeister Ludwig
Lendorff wurde das Gebäude nach nur fünf Monaten fertig,
rechtzeitig also zur Saison 1853/54. Im Inneren wie im Äußeren
wurde das Theater seither oft umgebaut: 1886, 1903 und zuletzt 1926.
Literatur
Mumm,
Hans-Martin. "Theater auf Aktien. Die Gründung des Stadttheaters
1853", in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt,
Bd. 6, 2001. S. 21-36.
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