Carolinum



Das Carolinum, das mit vollem Namen Seminarum ad Sanctum Carolum Borromeum (kurz: Seminarum Carolinum) hieß, war, nach Jesuitenkolleg, Jesuitenkirche und Jesuitengymnasium, das letzte Gebäude, das die Jesuiten in Heidelberg errichteten. Architekt war Francesco Rabaliatti. Die Bauarbeiten dauerten von 1750 bis 1765. Das Bauwerk ist benannt nach dem Heiligen Karl Borromäus (1538-1584), der als Kardinal und Erzbischof von Mailand zu den wichtigsten Figuren der Gegenreformation zählte, um deren Durchsetzung sich auch die Jesuiten bemühten. Das Carolinum diente ursprünglich als Ausbildungsort für den jesuitischen Nachwuchs. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens (1773) durchlief das Carolinum eine wechselvolle Geschichte. 1826-43 nahm es die von Pforzheim nach Heidelberg verlegte Irrenanstalt auf. 1844-76 war das akademische Krankenhaus der Universität Heidelberg im Carolinum untergebracht. Ab 1881 wurde das Gebäude vom Militär als Kaserne genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Carolinum, auf Veranlassung des Universitätsrektors Karl Heinrich Bauer, in ein Wohnheim für Studierende aller Fakultäten - das Collegium Academicum - umgewandelt. Die Besonderheit des Wohnheims bestand darin, daß den studentischen Bewohnern ein Recht auf weitgehende Selbstverwaltung gewährt wurde. Als 1978 das Carolinum zum Sitz der Universitätsverwaltung bestimmt wurde, mußten die Studenten, die das Gebäude besetzt hielten, mit großem Polizeiaufgebot und unter bürgerkriegsähnlichen Umständen vertrieben werden.

Literatur

Hoffmann, Waltrud. "Das ehemalige Seminarum Carolinum", in: Semper Apertus, Bd. 5, hg. v. Peter Anselm Riedl. Berlin, 1985. S. 159-177.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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