Jesuitenkolleg

Das Jesuitenkolleg war das erste Gebäude, das die Jesuiten in Heidelberg errichteten, nachdem Kurfürst Johann Wilhelm sie in die Stadt geholt hatte. Am 26. Juli 1703 legten die Patres den Grundstein, nachdem der Kurfürst einen von ihm verlangten Entwurf genehmigt hatte. Die Approbation durch den Ordensgeneral der Jesuiten, Thyrus Gonzales, erfolgt am 3. November 1703. In den Quellen wird der Name des Architekten nicht genannt, ein stilistischer Vergleich mit der Alten Aula der Universität und dem Jesuitengymnasium deuten jedoch auf Johann Adam Breuning als Architekt hin. Für Breuning spricht auch, daß er der erste und entscheidende Baumeister der Jesuitenkirche war. Von spätestens 1708 bis 1710 verhandelten die Patres über die Erweiterung ihres Bauplatzes. Die dabei erzielten Erfolge scheinen im folgenden die Errichtung der Jesuitenkirche ermöglicht zu haben, die sich direkt an das Jesuitenkolleg anschließt.

Die Möglichkeit zur Ausübung ihrer geistlichen, caritativen und didaktischen Tätigkeiten wird den Jesuiten nur bis zum 16. November 1773 gewährt, als in Heidelberg das Breve Papst Clemens' XIV. über die Aufhebung des Jesuitenordens verkündet wurde. 1792 wurde eine Kommission zur Verwaltung der Geschäfte der erloschenen Priestergemeinschaft installiert. Das Kolleg wurde jedoch bis 1802 vom kurpfälzischen und 1803 bis 1808 vom badischen Militär u.a. als Magazin, Getreidelager und Lazarett genutzt. Durch diese starke Beanspruchung verschlechterte sich der Zustand des Gebäudes und die Kosten für die Instandhaltung stiegen. Ab 1804 begann man, sich über eine zukünftige Verwendung des Kollegs Gedanken zu machen. Die Universität wollte das Gebäude für ihre Zwecke nutzen, die Kurfürstlich-Badensche Katholische Kirchenkommission, wollte die Räumlichkeiten aber lieber einer kirchlichen Nutzung zuführen. Nach langem Ringen wurde das Kolleg schließlich in acht Parzellen aufgeteilt. Zwei Parzellen wurden als Pfarrhaus und Mesnerwohnung (für das Personal der ehemaligen Jesuitenkirche) genutzt. Die restlichen sechs Parzellen wurden am 24. Mai 1809 öffentlich versteigert. Sie gingen an den Glasermeister Jacob Wimmer, an den Schreinermeister Peter Batt, an den Sprachmeister Louis Brocalassi (der zwei Parzellen erwarb), an die Stadt Heidelberg und an den Obristenlieutenant von Traitteur. Heute beherbergt das ehemalige Jesuitenkolleg das Institut für Anglistik der Universität Heidelberg.



 


Ostfassade

Literatur

Gantner, Elda. "Die Gebäude im Quartier des ehemaligen Jesuitenkollegs", in: Semper Apertus. Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386-1986, Bd. 5: Die Gebäude der Universität Heidelberg (Textband), hg.v. Peter Anselm Riedl. Berlin, 1985. S. 138-151.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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