Muttergottesbrunnen

Der Muttergottesbrunnen befindet sich auf dem Kornmarkt und ist durch eine von 1718 von Peter van den Branden geschaffene Madonnenfigur geschmückt, von der sich der Name des Brunnens herleitet. Auf dem Sockel, an dem die Wasserspeier angebracht sind, findet sich eine Inschrift, die sich aus einem lateinischen Aufruf und dessen deutscher Übersetzung zusammensetzt, wobei die Übersetzung das Original in eine Tatsachenbehauptung umdeutet:

"Non statuam aut saxum sed quam designat honora
Noch Stein noch Bild noch Säulen hier das Kind und Mutter lieben wir"

Die auch als 'Kornmarktmadonna' bezeichnete Skulptur wurde im Zusammenhang mit den Rekatholisierungsbestrebungen unter Karl Philipp aufgestellt. Auch viele katholisch gesinnte Bürger Heidelbergs brachten, durch Anbringung von Madonnenskulpturen an den Fassaden ihrer Stadtpalais, ihre Unterstützung des kurfürstlichen Rekatholisierungskurses zum Ausdruck. (Als Beispiele mögen die Häuser Lörinck und Meder dienen.) Der Kornmarktmadonna kam in religionspolitischem Kontext jedoch besondere Bedeutung zu. So versammelte sich die Familie eines Biermannes jeden Samstag- und Festagsabend vor dem Denkmal, um dort zu beten und zu singen. Nach und nach vergrößerte sich die Andachtsgemeinde. Schließlich erbat der Bierbrauer beim Kurfürsten Bezahlung für diesen Dienst, die ihm tatsächlich gewährt wurde. Mit der Aufstellung der Muttergottesstatue war der Kornmarkt also zu einem Ort für gelegentliche religiöse Veranstaltungen geworden.



Literatur

Decken-Sachs, Brita von. Der Kornmarkt in Heidelberg (=Veröffentlichungen zur Heidelberger Altstadt, Bd 17, hg. v. P. A. Riedl). Heidelberg, 1983.
Hofmann, Eva. "Der Muttergottesbrunnen auf dem Kornmarkt", in: Heidelberger Altstadtbrunnen, hg. v. Peter Blum (=Schriftenreihe des Stadtarchivs Heidelberg.
Sonderveröffentlichungen, Bd. 7). Heidelberg, 1996. S. 74-88.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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