Haus
Lörinck |
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Das Haus des Universitätsbuchhändlers Lörinck wurde 1718 durch Sigismund Zeller errichtet. Die Madonnenfigur wird Peter van den Branden zugeschrieben. Es ist anzunehmen, daß das Erdgeschoß ursprünglich offene Eckarkaden besaß, die eine Ladennutzung ermöglichten. 1785 wurde das Haus von Lörnicks Erben verkauft. Nachdem das Gebäude mehrfach den Besitzer gewechselt hatte, wurde es von 1904 bis 1950 von der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg genutzt. Heute belegt die philosophisch-historische Fakultät das Gebäude. Haus Lörinck befindet sich in der unmittelbaren Nachbarschaft der Jesuitenkirche. Die Einbettung des Anwesens in das Jesuitenviertel ist kein Zufall. Vor allem die Madonnenstatue, die die Fassade von Haus Lörinck schmückt, bringt die Verbundenheit mit den Jesuiten zum Ausdruck. Ferner kann eine persönliche Verbindung zwischen Lörinck und Pater Mathias Hönicke, dem Leiter der jesuitisch geführten Lateinischen Sodalität, vermutet werden, da Hönicke, in seiner Funktion als Bauleiter des Jesuitengymnasiums, Baumaterial als von Lörinck zur Verfügung gestellt im Rechnungsbuch ausweist, dessen Preis aber als Spende in die Spendenbücher der Lateinischen Sodalität einträgt. Lörinck könnte also sogar Mitglied dieser Sodalität gewesen sein. Unter den Heidelberger Sodalitäten bemühte sich besonders die Lateinische um die Verbreitung des Marienkults. Ihre Akademikergruppe, die Academica Maior, errichtete 1718 die aus Spenden der Sodalen und anderer Bürger finanzierte Kornmarktmadonna. Der entsprechende Passus in den jesuitischen Jahrbüchern formuliert klar die Absicht, durch die Errichtung von Madonnenstatuen, Symbole der 1685 erfolgten Rekatholisierung der Kurpfalz zu setzen. In diesem Kontext entstand wohl auch die Madonnenfigur an der Fassade von Haus Lörinck. Allgemein läßt sich sagen, daß sich an den Fassaden von Barockbauten der Heidelberger Altstadt recht häufig Madonnenfiguren finden. Es wird vermutet, daß die Anbringung dieser Figuren in vielen Fällen von der Lateinischen Sodalität initiiert wurde. |
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Literatur Genischen, Sigrid. "Das Quartier Augustinergasse etc. und das Seminarhaus", in: Semper Apertus, Bd. 5, hg. v. Peter Anselm Riedl. Berlin, 1985. |
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz Zurück zur Startseite --- Zurück zu "Bauwerke der Altstadt"
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