VI. Die Verlegung der kurpfälzischen Residenz nach Mannheim
Abstand

Nachdem Kurfürst Karl Philipp mit dem gesamten Hofstaat nach Heidelberg gekommen war, mußte er schnell feststellen, daß sich die im pfälzischen Erbfolgekrieg stark zerstörte Stadt, die zum Zeitunkt der Rückkehr des Hofes höchstens 2.000 Einwohner hatte, kaum zur repräsentativen, Barock-Residenzstadt eignete. Auch das am Berg gelegene Heidelberger Schloß entsprach nicht dem barocken Zeitgeschmack. Im Zeitalter des Barock war man an großzügig angelegten Residenzen mit großen Parks und Gärten nach dem Vorbild von Schloß Versailles interessiert. Solche Schlösser mußten sich notwendigerweise in der Ebene befinden, da die Hanglage hierfür meist nicht genügend Raum bot. Für einen Barockpalast war ferner eine repräsentative Residenzstraße obligatorisch, über die das Heidelberger Schloß nicht verfügte. Es gab zwar Pläne, eine solche, auf das Schloß zu führende Straße noch zu errichten, diese scheiterten jedoch daran, daß es schwierig gewesen wäre, eine Residenzstraße den Berghang hinaufzuführen und daß ein solches Projekt zu weit in den Stadtkern Heidelbergs vorgedrungen wäre. Angesichts dieser Situation entschloß sich Karl Philipp zur Errichtung einer neuen Residenzstadt auf ebenem Terrain. Die Wahl fiel hierbei auf Mannheim, das - einst von Friedrich IV. begründet - nun entsprechend ausgebaut wurde. Nicht nur das Schloß, sondern die gesamte Stadt wurden im Sinne des kurfürstlichen Repräsentationsinteresses entworfen. Entsprechend dem barocken Zeitgeschmack, der - wie man auch an den französischen Gärten sieht - auf geometrische Formen fixiert war, legte man die gesamte Stadt als Quadratenstadt an. 1719 wurde Mannheim offiziell zur kurpfälzischen Hauptstadt erklärt. Bis zur Fertigstellung des Mannheimer Schlosses verstrichen jedoch noch viele Jahre. Der Hofstaat bezog daher zunächst im Schwetzinger Schloß Quartier, das nun, zu Repräsentationszwecken, erheblich ausgebaut wurde. Erst 1728 konnte das Mannheimer Schloß vom Hofstaat bezogen werden.

Den Anlaß für die Verlegung der kurpfälzischen Residenz nach Mannheim boten konfessionelle Konflikte mit der Heidelberger Bürgerschaft, die Karl Philipp, als Katholik, durch unnachgiebiges und arrogentes Verhalten provozierte. So ließ Karl Philipp z. B. den Heidelberger Katechismus einziehen. Ferner gab es Streit um die Heiliggeistkirche. Seit 1705 war die Kirche durch eine Trennmauer in einen reformierten und einen katholischen Teil aufgeteilt. Karl Philipp beanspruchte die Heiliggeistkirche jedoch als kurpfälzische Hofkirche und forderte daher den gesamten Kirchenraum für den Katholizismus. 1718 ließ Karl Philipp die Heiliggeistkirche durch sein Militär besetzen und die Trennmauer niederreißen. Die Anhänger der reformierten Kirche Heidelbergs baten daraufhin andere protestantische Reichsstände um Hilfe. Dies führte dazu, daß Brandenburg-Preußen und Hannover Gesandte nach Heidelberg schickten, die Karl Philipp stark unter Druck setzten. (Brandenburg-Preußen drohte sogar mit Krieg.) Karl Philipp mußte daraufhin die Heiliggeistkirche zurückgeben und auch die Verbreitung des Heidelberger Katechismus wieder zulassen. Mit der Verlegung der kurpfälzischen Residenz nach Mannheim rächte sich Karl Philipp an den Heidelbergern.

Unter Karl Philipp entstanden in Heidelberg diverse Symbole des Katholizismus, durch die er seine konfessionelle Identität artikuliert und der Stadt anempfohlen sehen wollte. Das wichtigste katholische Monument, das in seiner Regierungszeit entstand, war der Muttergottesbrunnen auf dem Kornmarkt. Ferner wurden an diversen Häusern zwischen Universität und Marktplatz Madonnenstatuen angebracht. 1738 stiftete der Kurfürst ferner die Statue des heiligen Johannes von Nepomuk, die als Brückenfigur auf dem Vorgängerbau der heutigen Karl-Theodor-Brücke diente, wobei Nepomuk die Funktion eines Brückenheiligen erfüllte. Die Karl-Theodor-Brücke bestückte man später mit anderen Figuren. Die Nepomuk-Statue wurde daher östlich vor der Brücke postiert.


Kurfürst Karl Philipp
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Kurfürst Karl Philipp
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Grundriß der
Quadratenstadt
Mannheim
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Nicht zur Ausführung
gelangter Schloßentwurf
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Das Mannheimer Schloß
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Nepomuk
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Nepomuk
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ABSTAND
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Literatur

Gamer, J. "Schloß und Park Schwetzingen im 18. Jahrhundert", in: Sitzungsberichte der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin, Bd. 19, 1970/71. S. 11-17.
Hans, Alfred. Die kurpfälzische Religionsdeklaration von 1705. Ihre Entstehung und Bedeutung für das Zusammenleben der drei im Reich tolerierten Konfessionen. Mainz, 1973.
Petry, L. "Das Haus Neuburg und die Ausläufer der Gegenreformation in Schlesien und der Pfalz", in: Aus der Enge in die Weite. Beiträge zur Geschichte der Kirche und ihres Volkstums, hg. v. Georg Biundo. Grünstadt, 1952. S. 87-106.

Rosenlehner, August. Karl Philipp und die jülichsche Frage. 1725-1729. München, 1906.
Schmidt
, Hans. "Die Kurpfalz unter den Häusern Neuburg und Sulzbach", in: Mannheimer Hefte, 1962.
S. 19-28.
Schmidt, Hans. Kurfürst Karl Philipp. Mannheim, 1963.

 

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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