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Nachdem Kurfürst
Karl Philipp mit dem gesamten Hofstaat nach Heidelberg gekommen war, mußte
er schnell feststellen, daß sich die im pfälzischen Erbfolgekrieg
stark zerstörte Stadt, die zum Zeitunkt der Rückkehr des Hofes
höchstens 2.000 Einwohner hatte, kaum zur repräsentativen, Barock-Residenzstadt
eignete. Auch das am Berg gelegene Heidelberger Schloß entsprach
nicht dem barocken Zeitgeschmack. Im
Zeitalter des Barock war man an großzügig angelegten Residenzen
mit großen Parks und Gärten nach dem Vorbild von Schloß
Versailles interessiert. Solche Schlösser mußten sich notwendigerweise
in der Ebene befinden, da die Hanglage hierfür meist nicht genügend
Raum bot. Für einen Barockpalast war ferner eine repräsentative
Residenzstraße obligatorisch, über die das Heidelberger Schloß
nicht verfügte. Es gab zwar Pläne, eine solche, auf das Schloß
zu führende Straße noch zu errichten, diese scheiterten jedoch
daran, daß es schwierig gewesen wäre, eine Residenzstraße
den Berghang hinaufzuführen und daß ein solches Projekt zu
weit in den Stadtkern Heidelbergs vorgedrungen wäre. Angesichts dieser
Situation entschloß sich Karl Philipp zur Errichtung einer neuen
Residenzstadt auf ebenem Terrain. Die Wahl fiel hierbei auf Mannheim,
das - einst von Friedrich IV. begründet - nun entsprechend ausgebaut
wurde. Nicht nur das Schloß, sondern die gesamte Stadt wurden im
Sinne des kurfürstlichen Repräsentationsinteresses entworfen.
Entsprechend dem barocken Zeitgeschmack, der - wie man auch an den französischen
Gärten sieht - auf geometrische Formen fixiert war, legte man die
gesamte Stadt als Quadratenstadt an. 1719
wurde Mannheim offiziell zur kurpfälzischen Hauptstadt erklärt.
Bis zur Fertigstellung des Mannheimer
Schlosses verstrichen jedoch noch viele Jahre. Der Hofstaat bezog
daher zunächst im Schwetzinger
Schloß Quartier, das nun, zu Repräsentationszwecken, erheblich
ausgebaut wurde. Erst 1728 konnte das Mannheimer Schloß vom Hofstaat
bezogen werden. Unter Karl Philipp entstanden in Heidelberg diverse Symbole des Katholizismus, durch die er seine konfessionelle Identität artikuliert und der Stadt anempfohlen sehen wollte. Das wichtigste katholische Monument, das in seiner Regierungszeit entstand, war der Muttergottesbrunnen auf dem Kornmarkt. Ferner wurden an diversen Häusern zwischen Universität und Marktplatz Madonnenstatuen angebracht. 1738 stiftete der Kurfürst ferner die Statue des heiligen Johannes von Nepomuk, die als Brückenfigur auf dem Vorgängerbau der heutigen Karl-Theodor-Brücke diente, wobei Nepomuk die Funktion eines Brückenheiligen erfüllte. Die Karl-Theodor-Brücke bestückte man später mit anderen Figuren. Die Nepomuk-Statue wurde daher östlich vor der Brücke postiert. |
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ABSTAND Gamer,
J. "Schloß und Park Schwetzingen im 18. Jahrhundert",
in: Sitzungsberichte der Kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin,
Bd. 19, 1970/71. S. 11-17.
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz |