Campus östlich des Augustinerklosters

Bevor 1588-1591 das Collegium Casimirianum für die Universität errichtet worden war, war die Universität hauptsächlich in diversen Gebäuden im Bereich östlich des Augustinerklosters untergebracht. Von 1439 bis 1445 wurde hier das erste Bibliotheksgebäude der Universität Heidelberg errichtet. Man hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, da zur Bibliothek auf den Emporen der Heiliggeistkirche nur die im Heiliggeiststift organisierten Dozenten Zugang hatten, so daß sie der Allgemeinheit der Universität nicht zur Verfügung stand. Bis 1594 konnte das Gebäude wie geplant genutzt werden. Dann wurde das saalartige Erdgeschoß jedoch einer anderen Nutzung zugeführt. So die Universität fortan ihre offiziellen Gastmähler in diesem Raum ab. Das Gebäude wurde seitdem "Prytaneum" (griech. prutaneion =Amtshaus der Vorsteher) genannt. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde der Campusbereich östlich des Augustinerklosters, einschließlich des Prytaneums, zerstört. Die katholische Regierung, die mit dem Haus Pfalz-Neuburg 1685 in der Kurpfalz an die Macht gekommen war, übertrug das gesamte Areal den Jesuiten. Anstatt eines Wiederaufbaus kam es daher zum Abbruch der Universitätsgebäude. Die Fundamente des Prytaneums liegen heute unter der Jesuitenkirche begraben.


Die Gebäude des alten Campus der Universität Heidelberg sind mit der Nummer 25 bezeichnet. Westlich schließt sich das mit Nummer 24 bezeichnete Augustinerkloster an.

Bildquelle: Matthaeus Merian (1593-1650). Haidelberga, Großes Panorama von Norden (1620);
abgedruckt in: Scheuerbrandt, Arnold. "Heidelbergs Aufstieg und Niedergang in kurpfälzischer Zeit", in: Heidelberg. Geschichte und Gestalt, hg. v. Elmar Mittler. Heidelberg, 1996. S. 82.

Literatur

Goetze, Jochen. "'Zu buwen ein liberii'. Das erste eigene Gebäude der Universitätsbibliothek im 15. Jahrhundert", in: Heidelberg. Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, Bd. 2, 1997. S. 105-118.
Hirsch, Fritz. Die Gebäude der Universität Heidelberg. Ein Beitrag zur Baugeschichte der Stadt. Heidelberg, 1903.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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