Heiliggeistkirche

Hier sieht man den dritten Bau der Heiliggeistkirche (es befanden sich bereits zwei frühere Kirchenbauten an dieser Stelle), mit dessen Errichtung Kurfürst Ruprecht III. um 1400 begann. Die Heiliggeistkirche, bei der es sich um den größten gotischen Kirchenbau im kurpfälzischen Raum handelt, diente den pfälzischen Wittelsbachern als Grablege. Das Grabmal von Kurfürst Ruprecht III. (siehe rechts, zweites Bild von unten) ist bis heute erhalten.

In den Urkunden wird Arnold Rype, ein angesehener Bürger, der zeitweise sogar Bürgermeister der Stadt Heidelberg war, als "Baumeister" der Heiliggeistkirche bezeichnet. Im mittelalterlichen Sprachgebrauch hatte dieser Begriff jedoch noch nicht seine heutige Bedeutung. Rype war nicht Architekt der Heiliggeistkirche, sondern Finanzkoordinator des Bauvorhabens. Architekten wurden im mittelalterlichen Sprachgebrauch meist "Werkmeister" genannt. (Da dem Begriff des Baumeisters jedoch seit der frühen Neuzeit die Bedeutung "Architekt" zukommt, wird er im modernen Sprachgebrauch auch auf mittelalterliche Architekten angewandt.) Mit Hans Marx (bis 1426) und Jorg (bis 1439) sind uns zwei "Werkmeister" der frühen Bauphase der Heiliggeistkirche bekannt, die wahrscheinlich an der Errichtung des Langhauses beteiligt waren. Unter Kurfürst Friedrich I. kam der berühmte Niclaus Eseler (1436-1482) aus Mainz nach Heidelberg. Eseler gilt als Turmbauspezialist. Der Turm der Heiliggeistkirche scheint im wesentlichen von ihm gestaltet worden zu sein. Kriegerische Verwicklungen verzögerten jedoch die Fertigstellung des Turmes, so daß er erst 1508 durch Lorenz Lechler vollendet werden konnte.
ABSTAND
Als sich die Heiliggeistkirche noch im Bau befand, wurde sie von Ludwig III. (Kurfürst 1410-1436)
zum Kernelement der Universität erhoben. So wurden die Dozenten der Universität im folgenden aus Kirchenpfründen bezahlt. Alle Dozenten der Universität waren damit auch Pfarrer an der Heiliggeistkirche. (Erst mit der Reformation wurden die Dozenten der Universität Heidelberg kirchenunabhängig.) Die Heiliggeistkiche diente der Universität des weiteren als Festraum. Ferner ließ Ludwig III. auf den extra geräumig gestalteten Emporen der Heiliggeistkirche eine Bibliothek einrichten, die jedoch nicht für Studenten, sondern nur für die im Heiliggeist-Stift organisierten Dozenten der Universität zugänglich war. Es handelte sich hierbei um die berühmte Bibliotheca Palatina (lat. für: Pfälzische Bibliothek), die als die kostbarste Bibliothek des deutschen Mittelalters gilt. 1623, als die Kurpfalz im Dreißigjährigen Krieg von der katholischen Liga besetzt wurde, kam die Bibliotheca Palatina abhanden. Der bayerische Herzog Maximilian I. machte sie dem Papst zum Geschenk und ließ sie in den Vatikan bringen.

Im Rahmen der Zerstörung Heidelbergs durch die Franzosen im Pfäzischen Erbfolgekrieg wurde die Heiliggeistkirche in Brand gesetzt. Beim Wiederaufbau im 18. Jh. erhielt die Turmspitze ihre heutige, barocke Form. Rechts unten sieht man einen Ausschnitt aus einem Merian-Stich, der die Heiliggeistkirche noch mit ihrer gotischen Turmspitze zeigt. Ferner waren im Pfälzischen Erbfolgekrieg die meisten Grabmäler in der Kirche zerstört worden. Allein das Grabmal Kurfürst Ruprechts III. hat bis heute überlebt.

Von der Heiliggeistkirche aus führt die Pfaffengasse hinunter zum Neckar. Wie der bis heute gültige Straßenname bereits vermuten läßt, hatten hier die Chorherren der Heiliggeistkirche ihr Quartier.

BSTAND
Literatur

Huber
, Ferdinand. Das König-Ruprechtsmonument der Heiliggeistkirche zu Heidelberg im Zusammenhang der Werke mittelrheinischer Grabmalplastik des vierzehnten Jahrhunderts, Dissertation. Heidelberg, 1924.
Keller, Werner (Hg.). Die Heiliggeistkirche zu Heidelberg 1398-1998. Heidelberg, 2000.

Mays, Albert. Das Grabmahl des deutschen Königs (röm. Kaisers) Ruprecht von der Pfalz und seiner Gemahlin Elisabeth von Hohenzollern, in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg. Heidelberg, 1887.
Neumüllers-Klauser, Renate. Heiliggeistkirche Heidelberg. München, 1981.
Weisert, Hermann. "Universität und Heiliggeiststift: Die Anfänge des Heiliggeiststifts zu Heidelberg (I)", in: Ruperto Carola, Bd. 32, 1980. S. 55-77.
Weisert, Hermann. "Universität und Heiliggeiststift: Die Anfänge des Heiliggeiststifts zu Heidelberg (II)", in: Ruperto Carola, Bd. 33, 1981. S. 72-87.
Zahn, Eberhard. Die Heiliggeistkirche zu Heidelberg. Geschichte und Gestalt, Dissertation. Heidelberg, 1955.


Das Grab Kurfürst Ruprechts III. und seiner
Gemahlin in der Heiliggeistkirche

Bildquelle: Matthaeus Merian (1593-1650). Haidelberga, Großes Panorama von Norden (1620);
abgedruckt in: Löslein, Barbara. "Die Heidelberger Synagogen", in: Heidelberg. Geschichte und Gestalt, hg. v. Elmar Mittler. Heidelberg, 1996. S. 229.


Ausblick auf die spätere Entwicklung: Streit um die Heiliggeistkirche unter Kurfürst Karl Philipp

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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