Die
Engelsköpfchen |
"Über dem Eingang zum Ruprechtsbau des Heidelberger Schlosses ist ein reizendes, sinniges Denkmal deutscher Bildhauerkunst angebracht: zwei liebliche Engelsköpfchen, umrahmt von einem Kranz aus Rosen, in deren Mitte ein geöffneter Zirkel sich befindet. Was will uns dieses Bild besagen? Der Baumeister des
Ruprechtsbaues hatte zwei hübsche, muntere Zwillingsknaben. Die liebte
er so sehr, daß er sie immer für sich haben wollte, selbst
wenn er auf das hohe Baugerüst stieg. Obwohl sie völlig schwindelfrei
waren und immer achtgaben, tat der eine doch einen Fehltritt und riß
den anderen mit in die Tiefe. Sie waren auf der Stelle tot. War das ein
Schmerz für den Vater! Er wurde krank und verlor alle Lust zum Arbeiten.
Statt den halbfertigen Bau zu vollenden, flocht er täglich einen
Kranz, schmückte ihn mit Rosen und trug ihn zum Friedhof an der Peterskirche,
wo seine Lieblinge beerdigt waren. Kaiser
Ruprecht ließ den Meister ermahnen, sein Werk endlich zu Ende
zu führen. Dieser gab zur Antwort, es sei alles fertig bis auf den
Abschluß des Tores. Den könne er nicht machen, weil ihm in
seinem großen Schmerz kein rechter Gedanke einfalle. |
Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz Zurück zur Startseite --- Zurück zu "Sagen und Legenden"
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