Festung und Gemeinde Dilsberg

Die Festung auf dem Dilsberg wurde um 1150 von den Grafen von Lauffen im Auftrag des Bistums Worms errichtet. Sie diente Worms als ein "Sperriegel" gegen die sich in Heidelberg formierende Pfalzgrafschaft. Als die Familie von Lauffen um 1219 im Mannesstamm ausstarben, ging die Festung Dilsberg auf die Herren von Dürn über, die ihr Kernland im südlichen Odenwald (Walldürn) hatten. Wegen chronischer Finanznot der Herren von Dürn, geriet der Dilsberg bald in Abhängigkeit von der Pfalzgrafschaft bei Rhein: 1262 wurde Boppo I. von Dürn gegen Bezahlung Burgmann des Pfalzgrafen, und verpflichtete sich vertraglich, dessen Heidelberger Burg zu bewachen. Damit rückte auch der Dilsberg in den Einflußbereich des Pfalzgrafen. Um den vom Pfalzgrafen angestrebten Anschluß des Dilsbergs an die Pfalz zu verhindern, kaufte König Rudolf von Habsburg Boppo II. von Dürn die Festung 1287 ab. Durch den Ankauf der Festung Dilsberg wurde die Reichsgewalt im unteren Neckartal gestärkt. Die Expansion der Pfalzgrafschaft in dieser Region sollte hierdurch verhindert werden. Dennoch fiel die Festung Dilsberg zwischen 1310 und 1340 (das genaue Datum ist nicht bekannt) an die Pfalz. 1347 gründete Kurfürst Ruprecht I. vor der Festungsanlage die Stadt Dilsberg. Mit der Stadtgründung verfolgte die Kurpfalz das Ziel, den Ausbau der Burg zu sichern. Dieser kam nun als Schutzbastion vor Heidelberg große Bedeutung zu. Ferner diente die Festung Dilsberg auch als Rückzugsort des Heidelberger Hofes in Kriegszeiten. Im 14. Jh. wurde der Dilsberg zum Sitz einer sog. "Kellerei", d. i. eine Institution der kurpfälzischen Lokalverwaltung, erhoben. Den Vorsteher einer solchen Verwaltungsinstitution nannte man "Keller" (von lat.: cellerarius =Kellermeister). Seit 1369 unterstand die Meckesheimer Zent und seit 1401 auch die Reichartshauser Zent der Kellerei Dilsberg.

Im Dreißigjährigen Krieg leistete die Festung Dilsberg mit großem Erfolg Widerstand gegen die Truppen Tillys. In der Nacht vom 16. auf den 17. April 1621 konnte ein Sturmangriff des bayerischen Generals abgewehrt werden. Im folgenden scheiterte auch Tillys Versuch, die Festung durch Belagerung zur Aufgabe zu zwingen. Am 24. und 25. August 1622 gelang der Dilsbergbesatzung die Versenkung feindlicher Schiffe, die - beladen mit Proviant und allerlei Kriegsgerät für die bayerischen Truppen - den Neckar hinunter in Richtung Heidelberg fuhren. Einnehmen konnte Tilly den Dilsberg erst als Heidelberg gefallen war und die Dilsbergbesatzung den Widerstand aufgab. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) bewies die Festung Dilsberg erneut ihre Wehrhaftigkeit. So gelang es den französischen Truppen trotz massiver Angriffe nicht, sie einzunehmen.

Nachdem der Dilsberg mit dem Reichsdeputationshauptschluß (1803) badisch geworden war, wurde die Festung 1804 in ein Gefängnis zur Arrestierung straffälliger Soldaten umgewandelt. 1822 begann man jedoch, die Burg zur Gewinnung von Baumaterialien abzubrechen.

Heute ist der Dilsberg ein Stadtteil von Neckargemünd. Die Eingemeindung fand am 1.1.1973 statt.


Festung Dilsberg



Festung Dilsberg


Torturm


Kommandantenhaus


Rathaus


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Literatur

Bernhard, Jakob. Die Bergfeste Dilsberg. Heidelberg, 1973.
Hermans, Frans. Die Wassernot im Burgflecken Dilsberg. Rund 200 Jahre aus der Geschichte um das Wasserproblem. Heidelberg, 1987.
Lenz, Rüdiger. Kellerei und Unteramt Dilsberg. Entwicklung einer regionalen Verwaltungsinstanz im Rahmen der kurpfälzischen Territorialpolitik am unteren Neckar. Stuttgart, 1989.

Uffelmann, Uwe. Aus der Geschichte des Dilsberges. Heidelberg, 1990.
Uffelmann, Uwe. Der Dilsberg im Mittelalter. Entwicklungen und Zusammenhänge. Neckargemünd, 1985.
Wiltschko, Stefan (Bearbeiter). Der Torturm in Dilsberg. Heidelberg, 1985.
Wiltschko, Stefan. Die Bergfeste Dilsberg in historischen Betrachtungen und Bildern aus dem 19. Jahrhundert. Heidelberg, 1984.
Wiltschko, Stefan. Dilsberg im Widerstand gegen kurpfälzischen Straßenbau. Heidelberg, 1990.
Wiltschko, Stefan; Helm, Susanne; Uffelmann, Uwe (Hg.). Die katholische Kirche in Dilsberg. Heidelberg, 1992.
Wiltschko, Stefan; Janiczek, Friederike (Hg.). Die evangelische Kirche in Dilsberg. Heidelberg, 1992.
Wiltschko, Stefan; Thomas-Hoffmann, Ingrid. Die Bergfeste Dilsberg. Geschichte und Gegenwart. Heidelberg, 1983.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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