Ursachen und Verlauf
des Kriegs
Nachfolger Friedrichs IV. wurde dessen Sohn Friedrich V. (Kurfürst
1610-1623). In London heiratete dieser die englische Prinzessin Elisabeth
Stuart (die Tochter von König Jakob I. von England). Das am Rand
abgebildete Gemäde zeigt wie der englische Konvoi, der das frisch
vermählte Brautpaar in die Niederlande brachte, in See sticht. Nach
der Ankunft in den Niederlanden eilte Friedrich V. nach Heidelberg voraus,
um in der pfälzischen Heimat alles für den ehrenvollen Empfang
seiner Gemahlin vorzubereiten. Für den Einzug Elisabeths waren in
Heidelberg Triumpfbögen errichtet worden. Vier der prächtigsten
Triumpfbögen waren von der Universität gestiftet, wodurch deren
vier Fakultäten repräsentiert waren. Im Herrengarten
fand anläßlich der Ankunft Elisabeths ein Turnier statt. Zu
Ehren seiner Gemahlin ließ Friedrich V. auf dem Heidelberger Schloß
den Englischen Bau
sowie das im Stückgarten des Schlosses befindliche Elisabethentor
errichten.
Als der böhmische
König Ferdinand von Habsburg (der 1619 als Ferdinand II. auch zum
deutschen König gewählt wurde) - gegen den Widerstand der böhmischen
Protestanten - den Versuch unternahm, in Böhmen den Katholizismus
durchzusetzen, stürmten aufgebrachte Protestanten in die Prager Königsburg
und warfen zwei katholische Räte aus dem Fenster (=Prager Fenstersturz).
Die protestantische Opposition in Böhmen erklärte König
Ferdinand für abgesetzt, und rief Kurfürst Friedrich V. zum
neuen böhmischen König aus. Mit der Königskrönung
Friedrichs V. wurde Elisabeth Stuart gleichsam böhmische Königin
und führte fortan den Namen Elisabeth von Böhmen. Auf dem rechts
abgebildeten Stich sind Friedrich V. und Elisabeth Stuart als Bezwinger
der katholischen Mächte dargestellt. Elisabeth ist deswegen abgebildet,
weil sie England repräsentiert und damit auf die bündnispolitische
Situation hinweist, vor deren Hintergrund sich Friedrich V. entschlossen
hatte, seine Wahl zum böhmischen König anzunehmen. Zunächst
tendierte Friedrich V. eher dazu, die Wahl nicht anzunehmen, da er befürchtete,
sich gegen die Hausmacht der Habsbrger militärisch nicht durchsetzen
zu können. Auch König Jakob I. von England - der Vater Elisabeth
Stuarts - stand dem Vorhaben eher ablehnend gegenüber. George Abbot,
der Erzbischof von Canterbury, stellte jedoch große finanzielle
Bewilligungen des Parlaments auch gegen den Willen des Königs in
Aussicht. Außerdem war die pfälzische Gesandtschaft war in
England zu der Auffassung gelangt, Jakob I. werde sich schon anschließen,
wenn man in Böhmen erst einmal Fakten geschaffen habe. So entschloß
sich Friedrich V., die Wahl zum böhmischen König anzunehmen.
Auf dem Weg nach Prag erreichte ihn jedoch die Nachricht, daß er
aus England doch keine Unterstützung erhalten werde. Nun gab es jedoch
kein Zurück mehr. 1619 ließ sich Friedrich V. in Prag zum böhmischen
König krönen.
Ferdinand von Habsburg mußte fliehen und wandte sich an den Bayernherzog
Maximilian I., der mit der Liga (Bündnis katholischer Reichsstände
unter der Führung Bayerns) zu Hilfe kam, die von dem Feldherrn Graf
Tserclaes Tilly geführt wurde. Die Truppen Maximilians I. und Friedrichs
V. stießen in der Schlacht am Weißen Berge (1620) aufeinander.
In dieser Schlacht standen also bayerische Wittelsbacher gegen pfälzische
Wittelsbacher. Ohne englische Unterstützung konnte sich Friedrich
V. gegen die katholische Übermacht jedoch nicht durchsetzen. Mit
der Schlacht am Weißen Berge endete daher Friedrichs böhmisches
Königtum. Da er nur einen Winter lang in Böhmen regiert hatte,
wird er auch Winterkönig genannt. In Bezug auf Elisabeth Start spricht
man dementsprechend auch von der Winterkönigin.
ABSTAND
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Nachdem
Friedrich V. aus Böhmen vertrieben worden war, wurde das kurpfälzische
Kernland angegriffen. Seit 1620 rückten die Spanier, unter General
Ambrosius Spinola,
von Mainz her kommend, gegen das Kernland der Kurpfalz vor. Spinola kam
bis zur Bergstraße, konnte Heidelberg jedoch nicht einnehmen. Als
Spinola allerdings Unterstützung durch die von Tilly geführten
Truppen der Liga erhielt, die seit der Schlacht am Weißen Berge auf
das kurpfälzische Kernland zumarschierten, war die Stadt nicht mehr
zu halten. So kam es 1622 zur Invasion Heidelbergs. Nach der Besetzung der
Kurpfalz durch die bayerischen Truppen der Liga, wurde der Katholizismus,
in der bisher kalvinistischen Kurpfalz, zwangseingeführt. 1625 wurde
eine Verordnung erlassen, nach der alle protestantischen Geistlichen die
Kurpfalz verlassen mußten. |
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Politisch befand sich die Kurpfalz, nach ihrer Besetzung durch die Liga,
in den Händen Maximilians I. von Bayern. Rechtsgrundlage für
die bayerische Okkupation der Kurpfalz war die Reichsacht, die der Kaiser
über Friedrich V. verhängt hatte. Die Kurstimme der pfälzischen
Wittelsbacher fiel damit an die bayerische Linie des Hauses Wittelsbach,
so daß Maximilian Kurfürst werden konnte. Erst als die Kurpfalz
1649 mit dem Westfälischen Frieden wiederentstand, erhielt sie wieder
eine eigene Kurstimme. Es handelte sich hierbei um eine aus diesem Anlaß
neu geschaffene Kurstimme, die die Gesamtzahl der Kurstimmen von sieben
auf acht erhöhte.
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Unter Karl Ludwig,
der selbst lutherischer Protestant war, wurde das lutherische Bekenntnis
als mit dem reformierten gleichberechtigt anerkannt. Um zukünftige
Glaubenskriege zu vermeiden, strebte Karl Ludwig darüber hinaus die
Union der drei christlichen Konfessionen an und ließ zum gemeinsamen
Gebrauch von Lutheranern, Reformierten und Katholiken in Mannheim die
Konkordienkirche
errichten.
Unter Karl Ludwig kam es 1652 zur Wiedereröffnung der Universität,
die 1626 unter bayerischer Besatzung aufgelöst worden war. Bei der
Neugründung der Universität war sich Karl Ludwig der Tatsache
bewußt, daß der Rang der Universität von der Reputation
der an ihr lehrenden Professoren abhängen würde. Karl Ludwig
war daher bemüht, Dozenten von Rang und Namen für die Universität
Heidelberg zu gewinnen. Mit Samuel Pufendorf (1632-1694) kam z. B. einer
der bedeutendsten deutschen Naturrechtler nach Heidelberg. Pufendorf erhielt
in Heidelberg 1661 einen eigens für ihn geschaffenen Lehrstuhl: die
"professura iuris gentium et philologiae", den ersten Lehrstuhl
für Natur- und Völkerrecht an einer deutschen Universität.
Bereits 1668 verließ Pufendorf Heidelberg allerdings wieder, und
begab sich nach Schweden an die Universität Lund. Später wurde
er schwedischer und brandenburgischer Hofhistoriograph. Pufendorfs natur-
und völkerrechtliches Hauptwerk ist "Libri octo de iure naturae
et gentium" (1672, dt: "Acht Bücher über Natur- und
Völkerrecht"). Neben Pufendorf wollte Kurfürst Karl Ludwig
auch den niederländischen Philosophen Benedictus Spinoza (1632-1677)
für die Universität Heidelberg gewinnen. Dieser lehnte den Ruf
der Universität jedoch ab.
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Da Kurfürst Karl
Ludwig für den Wiederaufbau der Kurpfalz nach dem Dreißigjährigen
Krieg dringend Geld benötigte, konnte Kurmainz 1649 Lorsch, Heppenheim
und Bensheim von der Kurpfalz zurückkaufen. Diese Städte waren
1460 von Kurmainz an den pfälzer Kurfürsten Friedrich I. verpfändet
worden.
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Im Jahre 1680
starb Karl Ludwig. Sein Sohn Karl trat, als Karl II., seine Nachfolge
an, starb jedoch bereits 1685 im Alter von 37 Jahren. Die Simmersche
Kurlinie der pfälzischen Wittelsbacher war damit ausgestorben.
Die Folge war der Pfälzische Erbfolgekrieg, auf den im Anschluß
einzugehen sein wird.
ABSTAND
ABSTAND
Literatur
Albrecht,
Dieter. "Bayern und die pfälzische Frage auf dem westfälischen
Friedenskongress", in: Historische Zeitschrift, 1998 (Supplement
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in: Heidelberg Jahrbuch zur Geschichte der Stadt, Bd.
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