Karl
Gottfried Nadler Hintergrundinformationen Die
Pfaffegaß zu Heidelberg, Manch
kubbernäsger Riddersmann, Was
schpuckt dann in de Pfaffegaß 's
war widder so e dolli Nacht, Jetz
säscht er uf chaldäisch was, Zwölf
Paffe sins, zwölf Kedde sins, Jetz
rasselts durch die dunkel Schtadt, "Hoho!
der Zwölft reit't 's Keddekalb Dem
Kalb sein Weg zu Berg un Wald Zwor
dhuts nit allzeit 's Keddekalb, |
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Karl Gottfried Nadler gilt als bedeutendster Mundartdichter der Kurpfalz. Seine Gedichte sind in seiner Gedichtsammlung "Fröhlich Palz, Gott erhalts!" zusammengefaßt. Nadler rezipiert verschiedentlich kurpfälzische Sagenstoffe, so beispielsweise auch in dem oben zitierten Gedicht über das Heidelberger Kettenkalb. Das Gedicht gibt eine Volkssage wieder, die den Ursprung des Straßennamens "Kettengasse" (es handelt sich um die Straße, die längs der Ostfassaden von Jesuitenkolleg und Amtsgericht verläuft) mit dem Auftreten eines gespenstischen, schwarzen Kalbes erklärt, das - laut rasselnde Ketten hinter sich herziehend - des nachts in dieser Straße umherspukte. Ferner wird auf die Pfaffengasse bezug genommen, die das Quartier der Chorherren der Heiliggeistkirche war. Die dort ansässigen Kleriker werden wegen ihrer Trunksucht verspottet. Im Gedicht tritt ein Junker in Erscheinung, der behauptet, sie alle auf der Stelle nüchtern machen zu können. Er löst sein Versprechen ein, indem er das Kettenkalb herbeizaubert. Die Chorherren ergreifen die Ketten und werden von dem Kalb hinfort gerissen. Elf der zwölf Chorherren werden durch diese Erfahrung nüchtern und fallen vom Kettenkalb ab. Als sie den Junker fragen, wo der zwölfte Mann geblieben sei, gibt er zur Antwort, daß er das Kalb bis zum jüngsten Tag reiten müsse. In der vorletzten Strophe wird erläutert, daß der Weg, den das Kalb zu nehmen pflegt, seither Kettengasse genannt wird. Neben
der Mythenrezeption besteht der zweite wesentliche Aspekt von Nadlers
Dichtung in der kategorischen Ablehnung der im deutschen Vormärz
aufkommenden Nationalstaatsbewegung. An die Stelle des militanten Patriotismus
der Vormärzzeit, treten bei Nadler eher pazifistische Züge.
Besonders deutlich wird dies an Nadlers "Guckkasten-Lied vom großen
Hecker", in dem er den badischen Revolutionär Friedrich Hecker
(1811-1881) verspottete, der sich, als ein Scheitern der Paulskirchenrevolution
drohte, in aussichtslosem Kampf gegen die wiedererstarkende Fürstenmacht
wendete. Literatur |
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Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz Zurück zur Startseite --- Zurück zu "Heidelberg in der Dichtung"
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