Beim
Heiligenberg handelt es sich um jene Erhebung, die der Heidelberger Altstadt
nördlich des Neckars gegenüber liegt. Als
Ableger des Klosters
Lorsch entstanden im Mittelalter auf dem Heiligenberg sowie am Fuße
des Heiligenbergs insgesamt drei Klöster. Es handelt sich hierbei
um das Michaelskloster,
das Stephanskloster
und um das (abseitig am Neckar gelegene) Stift
Neuburg. 1232 wurde das Benediktinerkloster Lorsch in eine Prämonstratenserabtei
umgewandelt.
Während
der ursprüngliche germanische bzw. keltische Name des Heiligenbergs
'Aberinsberg' lautete, wurde die Bezeichnung 'Heiligenberg' erst eingeführt,
als das Mutterkloster Lorsch an die Prämonstratenser übergegangen
war. Bei jener Namensgebung handelte es sich um eine Vereinfachung von
'Allerheiligenberg'. Der Berg wurde so genannt, da das Stammkloster der
Prämonstratenser das Kloster Allerheiligen war und die Klöster
auf dem Heiligenberg, als Lorscher Filialklöster, nun auch der prämonstratensischen
Tradition verpflichtet waren.
Als 1231/32 die Abtei
Lorsch auf Beschluß von Papst Gregor IX. (1227-1241) und Kaiser
Friedrich II. an das Erzbistum Mainz übertragen wurde, fielen auch
Michaelskloster, Stephanskloster und Stift Neuburg an Mainz. Hiermit setzte
der Niedergang der klösterlichen Kultur auf dem Heiligenberg ein.
(Einzig das jenseits des Berges gelegene Stift Neuburg nahm eine andere
Entwicklung.) Der Bergwald wurde zur Viehweide und zum Ort anderer unberechtigter
Waldnutzung durch die Handschuhsheimer Bauern. Hierdurch verschlechterte
sich die wirtschaftliche Lage der Klöster auf dem Heiligenberg. Ferner
wurde 1503 das Michaelskloster, durch den Einsturz eines neben dem Dormitorium
befindlichen Glockenturms, stark beschädigt. Auf Grund dieser Umstände
kam das monastische Leben auf dem Heiligenberg um die Mitte des 16. Jahrhunderts
langsam zum Erliegen. Der damit verbundene Verfallsprozeß der Klosterbauten
wurde beschleunigt durch den 1589 ergangenen Senatsbeschluß der
Universität, die Trümmer der Kirchen und Klöster abzureisen
und zu verkaufen, da die Ruinen nur üblem Gesindel als Unterschlupf
dienten.
Ungeachtet der Tatsache, daß die Universität den Abbruch der
Klosterruinen billigend in Kauf nahm, erwachte zu Zeiten des Renaissance-Humanismus
ein neues Interesse an den Klöstern auf dem Heiligenberg. Infolge
der neuen Beschäftigung mit der Antike, forschten Heidelberger Gelehrte
auch auf dem Heiligenberg nach Inschriften und Bauresten - ob es sich
nun tatsächlich um antike Relikte handelte, oder ob man anderes aus
dem Mittelalter dazu uminterpretierte. Aus Kreisen des Heidelberger Humanismus
liegen daher diverse Beschreibungen des Heiligenbergs und seiner Altertümer
vor. Die Reihe der Berichterstatter beginnt mit niemand Geringerem als
Philipp Melanchthon, der, in höherem Alter, von lateinischen Versen
berichtete, die er 1508 in (oder an) der Kirche auf dem Gipfel gelesen
habe. Ferner hatte auch der berühmte Historiograph Franciscus Irenicus,
während seiner Studienzeit in Heidelberg (nach 1510) den Heiligenberg
besucht. Irenicus berichtet, daß auf dem "montem illic omnium
Sanctorum" einst eine Burg (der Römer) gestanden haben müsse
und ein "Pantheon, sicut olim Romae fuerat", also ein allen
Göttern geweihter Tempel, genauso wie es einen in Rom gegeben hat.
Literatur
Heukemes, Berndmark. "3000 Jahre Heiligenberg", in:
Jahrbuch des Stadtteilvereins Handschuhsheim, 1985. S. 52-54.
Ludwig, Renate; Marzolff, Peter. Der Heiligenberg bei
Heidelberg. Stuttgart, 1999.
Marzolff,
Peter. Heiligenberg St. Michael. München, Zürich, 1986.
Moers-Messmer,
Wolfgang von. Der Heiligenberg bei Heidelberg. Ein Führer durch
seine Geschichte und seine Ruinen. Heidelberg, 1987.
Moers-Messmer,
Wolfgang von. "Die Spätzeit der Lorscher Filialklöster
auf dem Heiligenberg bei Heidelberg (von ca. 1400 bis 1576)", in:
Geschichtsblätter des Kreises Bergstraße, Bd. 23, 1990.
S. 33-75.
Nitz, H.-J. "Die Siedlungstätigkeit der Lorscher Benediktiner
im Odenwald", in: Geschichtsblätter des Kreises Bergstraße,
Bd. 14, 1981. S. 5-30.
Silib,
Rudolf. Der heilige Berg bei Heidelberg. Karlsruhe, 1920/1925.
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