Herrengarten und
Kurfürstliches Turnierhaus


Die Geschichte des Heidelberger Herrengartens beginnt mit Ottheinreich, der aus seinem Neuburger Fürstentum schon 1544/45, ein rundes Jahrzehnt vor seiner kurzen Zeit als Kurfürst, in der Vorstadt einen Lustgarten anlegen ließ. Unter Kurfürst Ludwig VI. wurde der Garten grundlegend umgestaltet. Im Südteil des Gartens wurde ein Turnierplatz angelegt. Im Nordteil entstanden diverse kunstvoll gestaltete Areale: geometrisch angeordnete Beete, ein Labyrinth und dergleichen mehr. In der Bibliotheca Palatina ist eine Handschrift erhalten, die die von Ludwig VI. geschaffene Gestalt des Gartens dokumentiert. Der lange Titel beginnt mit den Worten Abreissung des Gartens. Als Autor konnte Joachim Strupp identifiziert werden, der seit 1579 Leibarzt Ludwigs VI. und Erzieher seiner Kinder war. Im Juni des Jahres 1613 fanden auf dem Turnierplatz des Herrengartens, anläßlich der Ankunft von Kurfürst Friedrichs V. Gemahlin Elisabeth Stuart, pompös angelegte Ritterfestspiele statt. Am Südrand des Herrengartens befand sich das langgestreckte Kurfürstliche Turnierhaus. 1659-61 wurde auf einem Teil des Herrengartens die Providenzkirche errichtet. Die Nordostecke des Gartens wurde 1688 zur Errichtung des Kapuzinerklosters verwendet. Das restliche Gelände wurde noch lange Zeit als Garten genutzt und wurde erst im 19. und 20. Jh. nach und nach bebaut.


Der Herrengarten von Süden; im Vordergrund sieht man die Stadtmauern, am rechten Bildrand die Peterskirche, im Hintergrund den Heiligenberg mit dem in Trümmern liegenden Michaelskloster
Bildquelle:
Matthaeus Merian (1593-1650). Pfälzer Topographie, Ausschnitt aus der Südansicht der Heidelberger Vorstadt


Der Herrengarten von Norden; am Südrand des Gartens ist das Kurfürstliche Turnierhaus gut zu erkennen
Bildquelle:
Matthaeus Merian. Haidelberga, Großes Panorama von Norden (1620)

Literatur

Metzger
, Wolfgang. "All Ding zergenglich. Der Heidelberger Herrengarten. Ein vergessener Renaissancegarten im Licht neuer Quellen", in: Die Gartenkunst, Bd. 12(2), 2000. S. 275-302 (darin sind beide obigen Bilder abgedruckt).

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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