Kurfürst-Friedrich-Gymnasium

Das Gebäudes des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums wurde 1891-1893 durch Josef Durm errichtet. Im Gibel des Mittelrisalits sind links das badische und rechts das Heidelberger Wappen zu erkennen. Die durch den Karlsruher Bildhauer Julius Heer geschaffenen Statuen in den Muschelmotivnischen der Seitenrisalite deuten die schulische Bestimmung des Gebäudes an (Ostseite: "Griechisches Epos", Westseite: "Germanisches Epos").

Die Institution geht zurück auf das 1546 durch Kurfürst Friedrich II. begründete Pädagogium, auf dessen Stifter der heutige Name des Gymnasiums verweist. Das Pädagogium entstand im Rahmen einer durch Friedrich II. angestoßenen Universitätsreform, deren Ziel es war die Universität institutionell an die neuen Lehrstoffe des humanistischen Bildungsideals anzupassen. Um die Studenten besser auf das humanistische Studium vorzubereiten, bestand die Notwendigkeit einer Verbesserung der sprachlichen Grundausbildung im Lateinischen und Griechischen. Zu diesem Zweck wurde, durch eine Verfügung Friedrichs II., das Pädagogium gegründet, das in den Räumlichkeiten der Schwabenburse in der Judengasse (heutige Dreikönigsstraße) untergebracht wurde. Zum Leiter des Pädagogiums wurde Antonius Schorus bestimmt, der als kalvinistischer Religionsflüchtling aus den Niederlanden in die Pfalz kam. Als die Universität 1546, wegen der in Heidelberg ausgebrochenen Pest, für kurze Zeit nach Eberbach verlegt wurde, verblieb das Pädagogium in Heidelberg. In Eberbach entstanden nun andere Strukturen zur Vermittlung der sprachlichen Elementarkenntnisse. Schließlich führte Schorus' provokantes Auftreten dazu, daß er Heidelberg verließ und das Pädagogium 1550 aufgelöst wurde. Sein Verhältnis zur Heidelberger Professorenschaft war gespannt, spätestens seit er es abgelehnt hatte, einen Teil der Schwabenburse Johann Mercurius und dessen Schülern für Unterrichtszwecke zur Verfügung zu stellen. Sein Verbleib in Heidelberg hing ausschließlich von Friedrich II. ab, der ihn eingeladen hatte. Am 6. Januar. 1550 führte Schorus in der Schwabenburse mit seinen Schülern die von ihm verfaßte Komödie Eusebia auf. Es handelte sich um ein protestantisches Kampfstück in Form eines theologischen Dialogs: Eusebia als Verkörperung der wahren Religion sucht Gastrecht auf Erden, das ihr aber bei der Geistlichkeit, der weltlichen Macht und auch an den Stätten der Gelehrsamkeit verweigert wird, bis sie schließlich bei wenigen besitzlosen Menschen Aufnahme findet, die der Welt entsagt und sich in die Einsamkeit zurückgezogen haben. Durch die Aufführung dieses Stückes brachte Schorus den Kurfürsten in eine prekäre Lage, war er doch an die strikte Einhaltung der Beschlüsse des Augsburger Reichstags gebunden. So hatte sich Friedrich II., vor dem Hintergrund der militärischen Drohkullisse, die Kaiser Karl V. im Schmalkaldischen Krieg aufbaute, verpflichtet, die Reformation in seinem Territorium nicht länger zu dulden und entschieden zu bekämpfen. Als die Nachricht von der Aufführung der Eusebia den Kaiser erreichte, blieb Friedrich II. keine andere Wahl als Schorus des pfälzischen Territoriums zu verweisen.

Zur Neugründung des Pädagogiums kam es am 23. April 1560 unter Kurfürst Friedrich III.. Räumlichkeiten wurden zunächst im Contubernium (=Gemeinschaftsburse) zur Verfügung gestellt. 1565 siedelte Friedrich III. das Pädagogium, das nun üblicherweise als "Gymnasium" bezeichnet wurde, im Franziskanerkloster an. Als Heidelberg im Dreißigjährigen Krieg durch Tilly katholisch besetzt wurde, konnte das kalvinistische Gymnasium nicht fortbestehen. Durch die Jesuiten, die mit Tillys Truppen in die Stadt gekommen waren, wurde nun eine katholische Lehranstalt - das Jesuitengymnasium - errichtet, das an Stelle des Pädagogiums die Vorbereitung der Schüler auf das Universitätsstudium übernahm. Das auf Friedrich II. zurückgehende Gymnasium wurde später wiedergegründet und besteht heute im Kurfürst-Friedrich-Gymnasium fort.


Blick vom Mittelrisalit zum westlichen Seitenrisalit


Gibel des Mittelrisalits


"griechisches Epos" (östliches Seitenrisalit)


"germanisches Epos" (westliches Seitenrisalit)


Verzierungen an den Obergeschossen des östlichen Seitenrisalits

Literatur

Gewahl, Volker; Horter, Martin; Lutzmann, Heiner u. a. Pädagogium. Lyceum. Gymnasium. 450 Jahre Kurfürst Friedrich Gymnasium in Heidelberg. Heidelberg, 1996.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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