Viele Protagonisten
der Heidelberger Romantik kamen als Studenten nach Heidelberg, aber auch
unter den Dozenten der Universität fand die Heidelberger Romantik
zahlreiche Anhänger. Zu ihnen zählten u. a. der Universitätsrektor
Anton Friedrich Justus Thibaut sowie auch Joseph von Görres (1776-1848),
der - als Privatdozent - an der Universität Heidelberg Vorlesungen
über germanische Mythologie hielt, und damit große Anziehungskraft
auf romantisch gesinnte Geister ausübte.
ABSTAND
Innerhalb der
Heidelberger Romantik existierten verschiedene Dichterkreise von denen
wohl der Heidelberger Kreis am bedeutendsten war. Der Heidelberger Kreis
wurde im wesentlichen von Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano
(1778-1842) getragen. Neben der gemeinsamen Arbeit an literarischen Projekten
wie der Zeitung für Einsiedler und Des Knaben Wunderhorn
waren beide dadurch miteinander verbunden, daß Achim von Arnim Brentanos
Schwester Bettina heiratete. Bettina von Arnim (geb. Brentano) war ebenfalls
literarisch ambitioniert. In ihren Büchern und Briefen engagierte
sie sich für die vormärzliche Bewegung und die Revolution.
Die Zeitung
für Einsiedler
Sprachrohr
des Heidelberger Kreises war die von Achim von Arnim herausgegebene Zeitung
für Einsiedler, die vom 1. 4. bis zum 30. 8. 1808 insgesamt 37
mal erschien. Es handelt sich um eine Zeitung, die, - im politischen Kontext
des deutschen Vormärz - durch enthusiastische Erkundung des germanischen
Altertums, an der Wiederentdeckung einer gesamtdeutschen Identität
mitwirken wollte, die als Basis für die Begründung eines deutschen
Nationalstaats dienen sollte. Joseph von Görres, der an der Universität
Heidelberg - vor dem selben programmatischen Hintergrund - Vorlesungen
zur germanischen Mythologie hielt, arbeitete an der Zeitung für
Einsiedler ambitioniert mit, und steuerte einschlägige Artikel
bei, so z. B. den Aufsatz Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen,
der am 15. April in der Zeitung erschien.
Des Knaben Wunderhorn
Achim von Arnim und Clemens Brentano gaben, unter dem Titel Des Knaben
Wunderhorn, zumindest dem Anspruch nach, eine Sammlung altdeutscher
Volkslieder heraus. Der Titel ist abgeleitet von dem Lied, das am Anfang
der Sammlung steht. Es handelt sich hierbei um ein anglonormannisches
Textfragment aus dem 12./13. Jahrhundert, das im Original den Titel "Lai
du corn" trug und in Anselm Elwerts "Ungedruckte Reste alten
Gesangs" (1784) in deutscher Übersetzung erschien. Der Titel
steht ferner symbolisch für die wundersamen Töne, die in der
Liedersammlung anklingen. Neben Elwerts Textsammlung wurden vor allem
Herders Volkslieder (1778/79) und Friedrich Gräters Zeitschrift
Bragur als Quellen verwendet. Textkritisch ist jedoch anzumerken,
daß es sich bei weitem nicht bei allen Liedern in Des Knaben
Wunderhorn um alte deutsche Volkslieder handelt. Viele der Lieder
hatten einen nachweisbaren Verfasser, den Arnim und Brentano vorsätzlich
verschwiegen. Einige der Gedichte hatten sie sogar selbst verfaßt
und stillschweigend in Des Knaben Wunderhorn mitaufgenommen. Als
fingierte Herkunftsorte notierten sie unter den jeweiligen Texten Bemerkungen
wie: "In einer Spinnstube eines hessischen Dorfs aufgeschrieben",
"fliegendes Blatt", "mündlich am Neckar" usw..
Auf Grund dieser unseriösen Vorgehensweise, wurde "Des Knaben
Wunderhorn" bereits von zeitgenössischen Autoren stark kritisiert.
Vor allem Johann Heinrich Voß, der große Gegner der Heidelberger
Romantik, tat sich hierbei hervor, indem er das Wunderhorn als "heillose(n)
Mischmasch von allerlei buzigen, truzigen, schmuzigen und nichtsnuzigen
Gassenhauern, samt abgestandenen Kirchenhauern" bezeichnete.
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Eichendorff
und der 'eleusische Bund'
Ferner war
Joseph von Eichendorff (1788-1857) für die Heidelberger Romantik
von großer Bedeutung. Er hatte sein Jurastudium in Halle begonnen
und wechselte - gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm - an die Universität
Heidelberg, nachdem Halle von napoleonischen Truppen besetzt worden war.
In Heidelberg bildeten
die Brüder Eichendorff, gemeinsam mit Wilhelm Budde, Friedrich Strauß
und Otto Heinrich Graf von Loeben, den 'eleusischen Bund', einen Dichterzirkel
innerhalb der Heidelberger Romantik. Vom Heidelberger Kreis setzte sich
der eleusische Bund insofern ab, als daß sich der Heidelberger Kreis
- mit dem Ziel der Wiederentdeckung einer deutschen Identität - vor
allem mit altgermanischen Sagen und Volksdichtungen beschäftigte,
während der eleusische Bund eher an einer gegenwartsbezogen, ästhetisch
orientierten Romantik interessiert war. Die Eichendorffs sahen also davon
ab, die altgermanische Mythologie in ihrem literarischen Schaffen ideologisch
zu instrumentalisieren. Trotzdem waren auch sie von der Thematik fasziniert
und sollen vor allem wegen Görres' Mythologie-Vorlesungen nach Heidelberg
gekommen sein. Mit Görres waren die Eichendorffs ferner auch aus
konfessionellen Gründen sehr eng verbunden. So waren beide, genau
wie Görres, überzeugte Katholiken, während die deutsche
Literatur im Zeitalter der Romantik und des Vormärz sonst eher antikatholisch
geprägt war.
Die
Eichendorffs hielten sich 1807-1808 in Heidelberg auf. Sie reisten
überstürzt ab, als Josephs Beziehung zu Katharina Barbara Förster
unerwartet in die Brüche ging. Seinen Trennungsschmerz verarbeitete
Joseph von Eichendorff in dem Gedicht "Das zerbrochene Ringlein".
Im Alter verfaßte
Joseph von Eichendorff verschiedene Werke, in denen er sich seiner Studentenzeit
in Heidelberg erinnert. Hierzu zählen der Rückblick "Halle
und Heidelberg" und das Gedicht "Einzug
in Heidelberg", in dem noch einmal das gesamte Lebensgefühl
der Heidelberger Romantik zum Ausdruck kommt.
Die Brüder Boisserée
Ferner waren
die aus Köln stammenden Brüder Sulpiz Boisserée (1783-1854)
und Melchior Boisserée (1786-1851) von großer Bedeutung für
die Heidelberger Romantik. So widmeten sie sich - vor dem Hintergrund
des der romantischen Bewegung eigenen Interesses an ältester und
mittelalterlicher deutscher Geschichte und Kultur - der Erforschung der
mittelalterlichen Kunst. Von romantischem Sammlerehrgeiz angetrieben,
trugen die Brüder Boisserée im 'Zaubersaal' des von ihnen
bewohnten und nach ihnen benannten Palais
Boisserée eine aufsehenerregende Sammlung mittelalterlicher
Tafelgemälde (d. i. Gemälde auf transportablen Holztafeln) Ursprungs
zusammen. Sie hatten diese Bilder erwerben können, da nach dem Reichsdeputationshauptschluß
von 1803 viele Kunstgegenstände aus Kirchenbesitz der Säkularisation
zum Opfer gefallen waren und zu geringen Preisen verkauft wurden. Die
Entwicklung der Heidelberger Romantik wurde durch diese Sammlung erheblich
stimuliert. Die Sammlung der Brüder Boisserée war weit über
Heidelberg hinaus bekannt und entwickelte sich in der Romantik zu einer
Art Nationalheiligtum. Zum romantischen Ehrgeiz der Brüder Boisserée
zählte ferner die Unterstützung des Kölner Dombauvereins.
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ABSTAND
ABSTAND
Literatur
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Voss als Kritiker der deutschen Romantik. Stuttgart, 1985.
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Moering, Renate. "Arabeske vom Einsiedler: Eine Mischhandschrift
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