Geschichte Dossenheims
Seine erste schriftliche Erwähnung verdankt Dossenheim dem Verkauf eines Grundstücks. Nach dieser Urkunde verkaufte der Mönch Sigewin am 28. Mai 766 einen auf Dossenheimer Gebiet liegenden Weinberg an das Kloster Lorsch. Ferner geht aus Schenkungsbriefen der Lorscher Chronik hervor, daß in Dossenheim 794 eine "basilica" und 820 eine "ecclesia" an das Kloster übereignet wurden. Die Standorte der beiden Kirchen sind nicht überliefert.


Um 1100 ließ das Kloster Lorsch auf einem südwestlichen Ausläufer des Ölbergs die Schauenburg errichten. Als Lorscher Lehensmann wird 1130 erstmals ein "Gerhard" erwähnt, der sich nach der Burg "von Schauenburg" nannte. Das Lehen, das Gerhard von Schauenburg und seine Nachfahren für das Kloster Lorsch verwalteten, umfaßte die Dörfer Dossenheim, Handschuhsheim und Neuenheim. (Handschuhsheim und Neuenheim sind heute Stadtteile Heidelbergs.) Begünstigt durch den Niedergang des Klosters Lorsch, gelang es den Herren von Schauenburg, für etwa 150 Jahre eine eigene, bedeutende Herrschaft aufzubauen, die neben dem Lorscher Lehen auch umfangreichen Eigenbesitz umfaßte. Die Herren von Schauenburg, die zeitweise auch den Grafentitel führten, waren im 12. Jh. nach den Pfalzgrafen bei Rhein das vornehmste Geschlecht im Lobdengau. Mitte der 50er Jahre des 13. Jh. gerieten die Schauenburger allerdings offenbar in wirtschaftliche Schwierigkeiten und starben bald nach 1280 im Mannesstamm aus. Durch Heirat einer der Töchter der letzten Herren von Schauenburg gelangte die Burg in den Besitz des Erkanger von Magenheim. Dessen Sohn veräußerte Burg und Herrschaft 1303 an die Pfalzgrafen Rudolf und Ludwig von Wittelsbach. Im folgenden saß der vermögende Wormser Bürger Johann Holderbaum, der den Pfalzgrafen die Kaufsumme vorgestreckt hatte, als pfalzgräflicher Burgmann auf der Schauenburg.

Von der Pfalzgrafschaft bei Rhein, wurden Burg und Herrschaft 1320 an das Erzbistum Mainz verkauft. Wahrscheinlich wollte König Ludwig IV. (reg. 1314-1347), der Bruder des Pfalzgrafen Rudolf, hierdurch dem Mainzer Erzbischof seinen Dank für die Unterstützung bei der Königswahl ausdrücken.
Zur Verwaltung seiner neuerworbenen Besitzungen errichtete der Erzbischof das kurmainzische Amt Schauenburg, das Bestand hatte, bis Dossenheim 1460 durch Kurfürst Friedrich I. erobert und an die Kurpfalz angeschlossen wurde. Das Jahr 1460 war für Dossenheim ein schicksalsträchtiges Jahr. Im April ließ Friedrich I. im Krieg gegen den Erzbischof die mainzischen Orte Dossenheim und Handschuhsheim plündern und brandschatzen. Am 22. 4. 1460 fiel nach fünftägiger Belagerung durch die Truppen des Kurfürsten die Schauenburg. Nach der Einnahme wurde die Burganlage in mehrwöchiger Arbeit geschleift. Dossenheim und Handschuhsheim wurden nun der Kurpfalz unterstellt. Friedrich I. löste das das Amt Schauenburg auf, um jede von der Schauenburg ausgehende Machtausübung zu unterbinden. Die Ruine der Schauenburg wurde seither als Steinbruch verwendet. U.a. die heutige evangelische Kirche Dossenheims soll aus Steinen der Schauenburg gebaut worden sein.

Als Kurfürst Ottheinrich (reg. 1556-1559) die Reformation in der Kurpfalz einführte, wurde auch die bisher katholische Kirche Dossenheims in eine evangelische Kirche umgewandelt. Zu den politischen Spätfolgen der Reformation zählte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), der das kurpfälzische Territorium mehrfach heimsuchte, und Dossenheim dabei sehr in Mitleidenschaft zog. So wirkten sich Angriffe, die der Stadt Heidelberg galten, immer auch auf die umliegenden Gemeinden - und so auch auf Dossenheim - aus. Den Bewohnern blieb oft keine andere Wahl, als vor den angreifenden Truppen in den Odenwald zu fliehen. So kam es immer wieder zu Plünderungen und Zerstörungen Dossenheims. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Dossenheim für kurze Zeit wieder mainzisch und damit auch wieder katholisch. 1650 wurden mit dem Bergsträßer Rezeß die Streitigkeiten beigelegt, und Dossenheim sowie Handschuhsheim der Kurpfalz zugesprochen. Um konfessionelle Streitigkeiten in Dossenheim zu vermeiden, gestand man beiden Konfessionen das Recht zu, die Kirche zu benutzen. Dieser Zustand des sog. "Simultaneums" dauerte über 250 Jahre an, bis sich in den 1920er Jahren die katholische Kirchengemeinde entschloß, ein eigenes Gotteshaus zu bauen.



Schauenburg (1)
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Schauenburg (2)
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Schauenburg (3)
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Modell der Schauenburg
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Ev. Kirche (1)
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Ev. Kirche (2)
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Ev. Kirche (3)
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Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) wurde Dossenheim erneut zerstört. Unmittelbar nach dem Krieg begann jedoch der Wiederaufbau. Schon bald konnte der Schriesheimer Zentschreiber, zu dessen Zuständigkeitsbereich Dossenheim gehörte, dem Heidelberger Oberamt mitteilen, daß sich in Dossenheim "keine herrschaftlich wüßte weingartten mehr befinden" und daß die "gemeindt von Tag zue Tag stärckher wirdt". Gegen Ende des 18. Jh. verlangten die an den Revolutionskriegen beteiligten Truppen von den Dossenheimern Unterkunft und Quartier und belasteten den Ort und seine Bürger damit erneut. So zogen 1793 zwölf Mal Reichstruppen in Dossenheim ein und verlangten Verpflegung. Die Situation spitzte sich wieder zu. Am 24. September 1795 kam es zwischen kaiserlichen Truppen und Franzosen bei Handschuhsheim zu einem Gefecht, das die Franzosen für sich entscheiden konnten. Ein zur Verteidigung gebildeter Landsturm versuchte, sich den Franzosen 1799 entgegenzustellen. Er wurde am 30. Mai 1799 bei Dossenheim angegriffen und zerschlagen. Soldaten und Bewohner flüchteten in den Odenwald. Dossenheim wurde innerhalb kurzer Zeit drei Mal geplündert.

Die Verarmung der Bevölkerung war die unmittelbare Folge der Kriegsereignisse. In dieser wirtschaftlich schwierigen Situation war jeder darauf bedacht, sich zusätzliche Einnahmequellen zu verschaffen. Eine dieser neuen Einnahmequellen war der Porphyrstein, der zum Ausbau der Straßen benötigt wurde, und am Kirchberg (Steckelberg) nachweislich bereits seit 1760 abgebaut wurde. Dies war die Geburtsstunde der Dossenheimer Steinbrüche, die heute das Bild der südlichen Bergstraße prägen.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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