Stadthalle

Die am Neckarufer befindliche Stadthalle wurde 1901-03 durch die Architekten Henkenhaf und Ebert errichtet. Die Stadthalle ist das Nachfolgegebäude eines Holzbaus, der 1886 - anläßlich des fünfhundertjährigen Universitätsjubiläums - von dem Bauunternehmen Philipp Holzmann an dieser Stelle errichtet worden war. Bei jenem Holzbau handelte es sich um ein für den Abriß bestimmtes Provisorium, das allerdings größer war als die heutige Stadthalle.
Das Bild oben rechts zeigt die Westfassade der Stadthalle. Der Kopf über dem Haupteingang stellt die Heidelberga, die Personifikation der Stadt Heidelberg, dar. Nördlich und südlich des Haupteingangs findet sich je ein schmuckvoller Pavillon. Am Nordpavillon (siehe unten links) sind Bildnisse der Architekten Henkenhaf (rechter Pfeiler) und Ebert (linker Pfeiler) angebracht. Die Bildnisse am Südpavillon zeigen äquivalent dazu einen Maler und einen Bauzeichner, die an der Errichtung der Stadthalle beteiligt waren.

Das untere Bild zeigt die dem Neckar zugewandte Nordfassade der Stadthalle.


Wie das nachfolgende Bild zeigt, findet man an der Fassade oberhalb des südöstlichen Seiteneingangs die erste Strophe von Joseph Victor von Scheffels "Alt-Heidelberg du feine" eingemeiselt. Die Skulpturen zwischen den Zeilen der ersten Liedstrophe zeigen (von links nach rechts) den Rodensteiner, Scheffel, als den Dichter des zitierten Liedes, Perkeo, und den Trompeter von Säkkingen, der im gleichnamigen Epos das hier zitierte Lied im Mund führt.



Wie auf dem Bild unten rechts zu sehen, befindet sich die zweite Strophe des Liedes "Alt-Heidelberg du feine" oberhalb des nordöstlichen Seiteneingangs.
Die Büsten zwischen den Zeilen dieser zweiten Liedstrophe sind z.T. nicht mit bestimmten Personen in Verbindung zu bringen. Der zweite Kopf von links konnte jedoch als Ludwig Häusser (1818-1867) identifiziert werden. Häusser, ein bedeutender Historiker, war Dozent an der Universität Heidelberg und Mitglied der zweiten Kammer des badischen Parlaments. Ferner war er als politischer Berater des Großherzogs Friedrich von Baden tätig. Das letzte der vier Bildnisse über dem nordöstlichen Seiteneingang zeigt Cornelia, die Tochter des Architekten Friedrich Ebert.

Auch an den Fensterbögen der Stadthalle sind diverse für Heidelberg bedeutende Persönlichkeiten portraitiert. Als Beispiele aus dem überaus reichhaltigen Repertoire sind unten links die Portraits von Karl Josef Anton Mittermaier (1787-1867), Albert Mays (1818-1893) und Karl Gottfried Nadler (1809-1849) abgebildet (von oben nach unten). Mittermaier, einer der bekanntesten deutschen Juristen des 19. Jh., war 1821-1867 Professor der Jurisprudenz an der Universität Heidelberg, wo Joseph Victor von Scheffel zu seinen Schülern zählte. Ferner war er als badischer Landtagsabgeordneter und Präsident des Frankfurter Vorparlaments auch politisch aktiv. Bis heute erinnert das Mittermaier-Haus am Karlsplatz an ihn. Mays erwarb höchste Anerkennung als Erforscher der pfälzischen Geschichte. Auf seine Initiative hin kam es zur Erwerbung der ehemals Graimbergschen Sammlung für die Stadt und zu deren Umwandlung in die städtische Kunst- und Altertümersammlung. Er ist ferner Autor diverser Publikationen zur Geschichte Heidelbergs. Nadler, der berühmte pfälzische Heimat- und Mundartdichter ist vor allem durch seine Liedersammlung Fröhlich Palz, Gott erhalts! in Erinnerung geblieben. Zu Ehren Nadlers ist dieser Imperativ als Mosaik in den Fußboden des Vestibüls der Stadthalle eingelegt.

An der Ostfassade der Stadthalle befinden sich zwei Büsten in Muschelnischen. Die linke Büste (siehe links unten) zeigt den Reichskanzler Otto von Bismarck, der in Heidelberg auch durch das Monument auf dem Bismarckplatz sowie durch die Bismarcksäule auf dem Heiligenberg geehrt wird. Die rechte Büste (siehe rechts unten) zeigt den Militärstrategen Helmuth Graf von Moltke, der die militärische Strategie in Bismarcks siegreichen Kriegen gegen Dänemark, Österreich und Frankreich ausgearbeitet hatte.
An Nord- und Südfassade der Stadthalle sind die Wappen der acht größten Städte Badens angebracht.
Nordfassade:
Freiburg, Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim
Südfassade: Pforzheim, Bruchsal, Baden-Baden, Konstanz

Literatur

Dursy, Hans Volker (Hg.). Historischer Stuk. Stadthalle Heidelberg. Ladenburg, 1980.
Hartmann
, Dagmar. Henkenhaf und Erbert. Architekten der Stadthalle Heidelberg. Heidelberg, 2004.
Jäckel, Karin. "Die Heidelberger Stadthalle. Ein Phönix aus der Asche", in: Badische Heimat, Bd. 61, 1981. S. 271-275.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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