Politische
Bedeutung erlangte Mannheim erst im 17. Jahrhundert. Unter Kurfürst
Friedrich IV., dem Bauherrn des Friedrichsbaus
auf dem Heidelberger schloß, begannen sich bereits die konfessionellen
Spannungen abzuzeichnen, die später zum Dreißigjährigen
Krieg führten. Zum Schutz des kurpfälzischen Territoriums und
als Verteidigungszentrum der protestantischen Union ließ Friedrich
IV. daher 1606 am Zusammenfluß von Rhein und Neckar, an jener Stelle
an der sich bisher das Dorf Mannheim befunden hatte, eine Zitadelle errichten,
die nach ihrem Erbauer Friedrichsburg genannt wurde. Wie der seitlich abgebildete
Kupferstich von Matthäus Merian zeigt, schloß sich an die Zitadelle
eine stark befestigte Bürgerstadt Mannheim an. Mit Friedrich IV. war
Mannheim damit als Stadt entstanden. Die Quadrate, in die die heutige Innenstadt
Mannheims aufgeteilt ist, gehen auf die Stadtgründung Friedrichs IV.
zurück.
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Im Dreißigjährigen
Krieg (1618-1648) fiel
Mannheim 1622, wie das gesamte kurpfälzische Territorium, den Truppen
Tillys zum Opfer. Kurfürst
Karl Ludwig, der die Kurpfalz nach dem Krieg wieder aufbaute, war
auf Aussöhnung zwischen den Konfessionen bedacht, um keine weiteren
Konfessionskriege zu riskieren. Zum Zeichen seiner konzilianten Haltung
gegenüber Katholiken und Reformierten errichtete er, als lutherischer
Protestant, in der Zitadelle Friedrichsburg die Konkordienkirche.
Drei Kreuze auf dem Mittelturm standen symbolisch für die Versöhnung
von Lutheranern, Reformierten und Katholiken.
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Die eigentliche Glanzphase
in der Geschichte Mannheims
begann erst nach dem Pfälzischen
Erbfolgekrieg (1688-1697). Das Heidelberger Schloß war im Krieg
stark zerstört worden und war als Residenzpalast außerdem nicht
mehr zeitgemäß. In der Barockzeit bevorzugte man in der Ebene
gelegene Schlösser mit großen Parkanlagen. Unter den Kurfürsten
Karl Philipp
und Karl
Theodor wurde daher in Mannheim, an der Stelle der Friedrichszitadelle,
ein Schloß errichtet und
die Residenz dorthin verlegt. Bevor das Schloß bewohnbar war, residierte
Karl Philipp in Palais Hillesheim, einem Anwesen in der Stadt
(heute mit R1 bezeichnet). Nachdem das Schloß unter Karl Theodor
vollendet wurde, zog mit dem Hofstaat auch die gesamte kurpfälzische
Administration nach Mannheim. Dieses entwickelte sich nun zum politischen
Zentrum der Kurpfalz, während Heidelberg an Bedeutung verlor. Neben
dem Schloß wurde auch die Stadt repräsentativ gestaltet und
mit dem Prunk des Spätbarock und des Rokoko ausgestattet. Zu den
Gebäuden, die Karl Theodor hier errichten ließ, zählen
u. a. das Rathaus mit Sebastianskirche,
das Kaufhaus am Paradeplatz
und das Zeughaus. Karl Theodor
erwies sich ferner als Förderer der Künste und Wissenschaften,
was Mannheim, als pfälzische Residenzstadt, auch zu einer kulturellen
Blüte führte. Karl Theodor gründete in Mannheim das erste
deutsche Nationaltheater.
Während an anderen Bühnen bis dahin hauptsächlich in italienischer
bzw. französischer Sprache gespielt wurde, wurden in Mannheim deutschsprachige
Stücke zur Aufführung gebracht (daher die Bezeichnung "Nationaltheater").
Karl Theodor berief Lessing und Wieland als Theaterdichter nach Mannheim,
wobei er Lessing allerdings nicht dauerhaft verpflichten konnte. Rechts
sieht man Bilder von Wolfgang Heribert von Dalberg (1750-1806), der 1778-1803
Intendant am Nationaltheater war, und August Wilhelm Iffland (1759-1814),
einem berühmten Schauspieler, der zum Erfolg des Nationaltheaters
einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Zur Unterstützung des Theaterbetriebs
gründete Karl Theodor ferner die Deutsche Gesellschaft, die sich
der Förderung deutscher Literatur und Sprache annahm und zu deren
Mitgliedern Lessing, Wieland, Klopstock und später auch Schiller
zählten. Auf Anregung Voltaires
gründete er 1763 die Kurpfälzische Akademie der Wissenschaften
mit Sitz in Mannheim, die den lateinischen Namen Theodoro-Palatina führte.
Die
1909 begründete Heidelberger
Akademie der Wissenschaften führt die Tradition der Theodoro-Palatina
fort. Unter Karl Theodors Mäzenatentum entwickelte sich Mannheim
zu einem kulturellen Zentrum von europäischem Rang.
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Mannheimer
Schloß,
Frontfassade
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Wolfgang
Heribert
von Dalberg
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August
Wilhelm Iffland
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Dalberg-Denkmal
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Im Jahre 1777 starb die Linie der bayerischen Wittelsbacher
aus. Karl Theodor erbte daher Bayern und war gezwungen, seine Residenz
nach München zu verlegen. Mit dem Weggang des Kurfürsten endete
die Glanzzeit Mannheims. Von
den Institutionen, die Karl Theodor hier ins Leben gerufen hatte blieb
der Stadt nur das Nationaltheater, dessen Fortbestand man dem großen
Intendanten Dalberg zu verdanken hat.
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