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        Weinheim, dessen Geschichte 
        bis in die Römerzeit zurückreicht, erscheint in karolingischer 
        Zeit als Ort des Lobdengaus, dessen Hauptort Ladenburg 
        war. Weinheim gehörte aber auch zur Mark 
        Heppenheim, die an der Bergstraße sowohl Orte des Rheingaus 
        als auch des Lobdengaus umfaßte und weit in den Odenwald hineinreichte. 
        Es wird angenommen, daß die Mark Heppenheim erst nach den Gaugrafschaften 
        entstanden ist und geradezu über diese geschichtet worden ist. Nachdem 
        um 760 das Kloster Lorsch 
        gegründet worden war, schenkte Karl der Große im Jahre 773 
        dem Fürstabt die ganze Mark Heppenheim und damit zugleich auch Weinheim. 
        Der umfangreiche Grundbesitz des Klosters Lorsch wurde - vor allem an 
        der Bergstraße - durch die Errichtung von Burgen gesichert. In der 
        Tat wurden fast alle alten Burgen an der südlichen Bergstraße 
        - die Starkenburg, die Windeck und Schauenburg - vom Kloster oder seinen 
        Dienstmannen angelegt. Da 
        das Kloster Lorsch, wie alle Reichsklöster, über das Recht der 
        Immunität verfügte und damit von der Gerichts- und Verwaltungsorganisation 
        der Gaugrafschaften unberührt blieb, entzog sich Weinheim allmählich 
        dem Einfluß des Gaugerichts. 
         
         
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       Als 
        Schutzherren der Klostergüter sowie zu deren Verwaltung setzten die 
        Äbte Vögte ein. Auch wenn die Vögte ursprünglich im 
        Sinne der Klöster agierten, tendierten sie doch immer stärker 
        dazu, die ihnen anvertrauten Klostergüter an sich zu reisen. So ging 
        auch der Klostervogt Berthold der Jüngere, der vermutlich der Familie 
        von Lindenfels angehörte, gegen den Lorscher Abt Benno (Abt 1107-1119) 
        vor. Die vor kurzem errichtete Burg Windeck bei Weinheim sollte dem Abt 
        in dieser Auseinandersetzung als Stützpunkt gegen Berthold dienen. 
        Die Gegner des Abtes setzten sich jedoch durch, so daß die Windeck, 
        mit Einverständnis des Kaisers, im Jahre 1114 geschleift wurde. Zugleich 
        wurde Abt Benno vertrieben. Er flüchtete nach Italien, wo er durch 
        Verhandlungen mit dem Kaiser seine Wiedereinsetzung als Abt des Klosters 
        Lorsch erreichte. Ferner erhielt er die Unterstützung des damaligen 
        Pfalzgrafen Gottfried, dem er versprach, ihn mit allen in seiner Regierungszeit 
        freiwerdenden Hauptlehen zu belehnen. Dieses Versprechen sollte ungeheuer 
        bedeutsam werden. Tatsächlich wurde hierdurch der Pfalzgraf wichtigster 
        Lehensmann des Klosters Lorsch und Gottfrieds Nachfolger sollten in der 
        Folgezeit auch die Stellung der obersten 
        Klostervögte erringen.  
        ABSTAND 
        Im Jahre 1130 baute Bennos Nachfolger, Abt Diemo, die Windeck wieder auf. 
        Als sich im folgenden der Streit zwischen der Pfalzgrafschaft bei Rhein 
        und dem Erzbistum Mainz um die Lorscher Territorien ergab, war insbesondere 
        auch die Windeck ein Streitgegenstand. 1264 wurde auf einer Zusammenkunft 
        von Schiedsrichtern in Hemsbach verfügt, daß nicht nur die 
        Burg Windeck, sondern auch die zu deren Füßen liegende Stadt 
        Weinheim an den Pfalzgrafen übergehen sollten. 1291 wurde der Weinheimer 
        Edelmann Wiprecht Swende und im Jahr darauf sein Verwandter Gernod Swende 
        als Burgmann der Windeck verpflichtet. Das Geschlecht führte seitdem 
        den Namen "Swende von Weinheim". Das Wappenzeichen dieser Adelsfamilie, 
        die Weinleiter, ist bis heute Bestandteil des Weinheimer Stadtwappens. 
        1313 wurde die Windeck dem Erzbischof von Mainz übergeben, da er 
        sich für die Wahl des Pfalzgrafen Ludwig 
        des Bayern zum deutschen König eingesetzt hatte. Erst im Jahre 
        1344 kam die Burg, auf Grund eines Schiedsspruchs wieder in den Besitz 
        der Pfalzgrafen. Die 
        Familie Swende besaß ferner einen Hof in Weinheim, der 1423 an Kurfürst 
        Ludwig III. verkauft wurde, und auf dem 1537 
        der Nordwestflügel des Weinheimer 
        Schlosses errichtet wurde. 
      In der 
        ersten Hälfte des 16. Jh. wählte Ottheinrich, 
        bevor er 1556 Kurfürst wurde, Weinheim zu seinem Residenzort. Infolge 
        widriger Kriegsereignisse hatte er sein Erbländchen Neuburg verlassen 
        müssen und ließ sich zunächst in Heidelberg nieder. Als 
        aber 1547 die Pest herrschte, wollte Kurfürst 
        Friedrich II. nicht, daß "zu viel Volks an einem Ort beieinander 
        liege". Ottheinrich sollte daher mit seinem Hofstaat die Stadt verlassen, 
        und entschloß sich nach Weinheim auszuweichen. Am 
        Weinheimer Marktplatz ließ Ottheinrich einen prächtigen Renaissancebau 
        errichten, der zunächst als Kaufhaus und seit 1751 als Rathaus genutzt 
        wurde. Da die Stadtverwaltung heute im Schloß untergebracht ist, 
        wird jenes Gebäude als Altes 
        Rathaus bezeichnet.  
         
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        Stadtbefestigung 
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        Stadtbefestigung 
        (2) 
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        Burg 
        Windeck (1) 
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        Burg 
        Windeck (2) 
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        Stadtansicht 
        aus dem 19. Jh. 
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        Das späte 16. und das frühe 17. Jahrhundert waren eine wirtschaftliche 
        Blütezeit Weinheims. Dies war vor allem das Verdienst der Gerber 
        im Gerberbachviertel. 
        Deren Wohlstand ließ sich an den geräumigen Wohnhäusern 
        ablesen, die sie in ihrem Viertel errichteten. Im Dreißigjährigen 
        Krieg fiel Weinheim, wie das gesamte kurpfälzische Territorium, 
        1622 den Truppen Tillys zum Opfer. Nach Kriegsende kam es unter Kurfürst 
        Karl Ludwig zum Wiederaufbau.  
          
        Die neue Glanzzeit, die unter Karl Ludwig erreicht wurde, fand ihr Ende 
        als im Pfälzischen 
        Erbfolgekrieg (1688-1697) die Kurpfalz einschließlich der Stadt 
        Weinheim von französischen Truppen verwüstet wurde. Im Gegensatz 
        zum Heidelberger Schloß 
        war das Weinheimer Schloß 
        jedoch nicht zerstört worden. Kurfürst 
        Johann Wilhelm, der ein Interesse daran hatte, seine Residenz aus 
        Düsseldorf in das kurpfälzische Kernland zu verlegen, kam für 
        einige Zeit nach Weinheim und residierte im Weinheimer Schloß. Die 
        Ehre kurfürstliche Residenz geworden zu sein, hatte für Weinheim 
        jedoch auch eine Kehrseite. Der große Verbrauch der Hofhaltung führte 
        in der kleinen Stadt rasch zu Knappheit an Lebensmitteln und anderen Gegenständen 
        des täglichen Verbrauchs. Als hierdurch die Preise zu steigen begannen, 
        wurde die Anhebung der Preise durch die kurfürstliche Regierung verboten. 
        Sehr übel erging es ferner der Stadtverwaltung. Die Räume des 
        späteren Rathauses, die z. T. auch damals schon von der Stadtverwaltung 
        genutzt worden waren, wurden nun von den kurfürstlichen Kanzleien 
        in Beschlag genommen. In der üblen Führung der Ratsprotokolle 
        dieser Zeit spiegelt sich die Störung, die das Gemeindewesen erfuhr. 
        Große Empörung wurde ferner dadurch ausgelöst, daß 
        - da Johann Wilhelm Katholik war - die beiden reformierten Gotteshäuser 
        Weinheims den wenigen Katholiken der Stadt überlassen werden mußten. 
        Auf Grund dieser Umstände war Johann Wilhelm in Weinheim äußerst 
        unbeliebt, so daß er es vorzog, wieder in seine Düsseldorfer 
        Residenz zurückzukehren. Der Verwaltungsapparat blieb jedoch weiterhin 
        in Weinheim. 
      Auch 
        Johann Wilhelms Nachfolger, Kurfürst 
        Karl Philipp, war in Weinheim unbeliebt, da auch er sich, als Katholik, 
        der reformierten Kirche gegenüber höchst intolerant verhielt. 
        Der ihm nachfolgende Kurfürst 
        Karl Theodor wurde schnell als Förderer der Künste und Wissenschaften 
        bekannt. Seine diesbezüglichen Ambitionen kamen jedoch vor allem 
        der Residenzstadt 
        Mannheim zu Gute. Weinheim konnte lediglich insofern profitieren als 
        daß einige der von Karl Theodor in Mannheim verpflichteten Künstler 
        auch in Weinheim das ein oder andere Kunstwerk schufen. Generell hatte 
        man in Weinheim jedoch den Eindruck, den prachtvollen Ausbau der Residenzstadt 
        über die Steuerabgaben mitfinanzieren zu müssen, an dem dort 
        entstandenen Glanz jedoch nicht teilhaben zu können. In diesem Situationszusammenhang 
        fand in Weinheim das in Frankreich aufkeimende antiabsolutistische Denken 
        der Aufklärung Verbreitung. Während man in Mannheim den sich 
        1777 abzeichnenden Weggang des Kurfürsten sehr bedauerte, weinte 
        man Karl Theodor in Weinheim keine Träne nach. 
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        Im Jahre 1863 wurde in Frankfurt a. M. von Vertretern verschiedener Studentenkorps 
        der Entschluß gefaßt, einen Allgemeinen Seniorenconvent zu 
        begründen. 1864 tagte der Konvent in Weinheim und nahm den Namen 
        Weinheimer Seniorenconvent (WSC) an. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte 
        wurde der Konvent immer stärker und man erwog den Gedanken, für 
        die im deutsch-französischen Konflikt Gefallenen des Konvents auf 
        der Windeck ein Kriegerdenkmal zu errichten. Doch der Graf von Berckheim, 
        in dessen Besitz die Windeck mittlerweile übergegangen war, verweigerte 
        die Erlaubnis. Man entschloß sich daher, ersatzweise auf dem Wachenberg 
        (einer der Berge bei Weinheim) ein entsprechendes Bauwerk zu errichten. 
        Seit 1907 entstand hier die Wachenburg, bei der es sich um eine Imitation 
        einer mittelalterlichen Burganlage handelt. 
         
         
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        Wachenburg 
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